Das in Berlin und Danzig erscheinende zweisprachige DIALOG-Magazin wird von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband e. V. herausgegeben, eine seit über zwanzig Jahren bestehende Dachorganisation von über 50 auf der Ebene von Städten, Gemeinden und Ländern aktiven Deutsch-Polnischen Gesellschaften. Das vierteljährlich erscheinende Magazin zählt mit einer Auflage von zur Zeit 8.000 Exemplaren – davon werden etwa die Hälfte im Abonnement bezogen – zu den größten und ältesten bilateralen Zeitschriften des gemeinnützigen Bereiches in Europa.
Das 20-jährige Bestehen des DIALOG-Magazins feierte die Redaktion gemeinsam mit ihren Herausgebern, Autoren und Förderern am 29. Oktober in der „Werkstatt der Kulturen“ in Berlin-Neukölln. Aus diesen Anlass zeigte die Redaktion erstmals die Ausstellung „20 Jahre DIALOG als Spiegel der Nachbarschaft zwischen Deutschland und Polen“. An der feierlichen Eröffnung der Ausstellung nahmen Prof. Hermann Schäfer, stellvertretender Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie Dr. Marek Prawda, Botschafter der Republik Polen in Deutschland teil. Von parlamentarischer Seite waren außerdem der Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag, Markus Meckel sowie die Vize-Chefin der SPD-Bundestagsfraktion Dr. Angelica Schwall-Düren in ihrer Funktion als Bundesvorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft anwesend.
Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung gab es ein Konzert der polnische Globalmusic-Formation „Masala Sound System“ unter dem Titel „Von Tarnobrzeg nach Bangladesh“ - eine bunte Mischung aus polnischem Rap, orientalischen Beats und indischen Gesängen, verbunden mit einem Hauch slawischer Folklore, passend zum jungen Geburtstag dieses deutsch-polnischen Magazin.
Von 1987 bis 1998 wurde das Magazin vom renommierten polnischen Publizisten Adam Krzeminski und von dem deutschen Journalisten Günter Filter geleitet. Nach 1998 übernahm den Posten des Chefredakteurs der zweisprachige deutsch-polnische Politik-experte und Publizist Basil Kerski. Sitz der Redaktion ist heute in Berlin.
Seit Mitte der neunziger Jahre ist die renommierte Danziger Zeitschrift „Przegląd Polityczny offizieller polnischer Partner des DIALOG. „Przeglad Polityczny“ zählt zu den herausragenden kulturellen und politisch-philosophischen Zeitschriften Polens. Gegründet wurde „Przegląd Polityczny“ 1983 von den Danziger Historikern Donald Tusk und Wojciech Duda, die der Solidarność-Bewegung nahe standen. Der designierte polnische Regierungschef Donald Tusk ist weiterhin Mitherausgeber der Danziger Zeitschrift. Vor der Wende erschien „Przeglad Polityczny“ im Untergrund und befasste sich vor allem mit politischen und wirtschaftlichen Fragen. Zum Autorenkreis von „Przegląd Polityczny“ zählten in den achtziger Jahren interessanterweise auch Lech und Jarosław Kaczyński, heute politische Kontrahenten von Donald Tusk.
Zur Geschichte des Deutsch-Polnischen Magazins DIALOG:
Das „Deutsch-Polnische Magazin DIALOG“ entstand 1987 als nicht kommerzielles Medienprojekt (damals nur deutschsprachig) in der alten Bundesrepublik. Initiatoren der Zeitschrift waren Deutsch-Polnische Gesellschaften vor allem im norddeutschen Raum. Die meisten von ihnen wurden bereits in den siebziger Jahren als positive Reaktionen auf Willy Brandts und Walter Scheels Ostpolitik gegründet. Brandts Warschau-Besuch im Dezember 1970 hatte ein neues Kapitel in den deutsch-polnischen Beziehungen eröffnet. Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Bonn und Warschau führte in den siebziger Jahren neben der Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit über den Blockgrenzen hinweg auch zu einer Belebung der zwischenmenschlichen Kontakte. Im Rahmen der ersten offiziellen Städtepartnerschaften zwischen der Bundesrepublik und Polen entstanden in Westdeutschland erste Deutsch-Polnische Gesellschaften. Auf deutscher Seite trugen sie entscheidend zu einer intensiveren Wahrnehmung Polens in der Bundesrepublik bei. Ihr humanitäres Engagement, vor allem nach der Einführung des Kriegsrechts in Polen im Dezember 1981, stellte einen wichtigen Beitrag zur Vertiefung des Vertrauens der polnischen Gesellschaft gegenüber den Deutschen dar.
Positiv wirkte sich auf die neue Ostpolitik Bonns nach 1970 sowie auf die Arbeit der deutsch-polnischen Initiativen aus. Nach dem Scheitern des totalitären Herrschaftsmodells im Sowjetblock 1956 versuchten die polnischen Kommunisten durch Liberalisierungsmaß-nahmen die Stabilisierung ihres autoritären Herrschaftssystems zu erreichen. Dieser Prozess der Öffnung lief in Polen von 1956 bis 1989 mit unterschiedlicher Intensität ab, nach kurzen Etappen der Erweiterung der Freiheitsräume folgten massive und blutige Repressionsphasen, zum Teil verbunden mit nationalistischen Kampagnen.
Nach 1976 entstand in Polen eine breite Opposition von Intellektuellen und Arbeiter gegen die Politik der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP), die im Sommer 1980 in landes-weiten Streiks die Anerkennung einer unabhängigen Gewerkschaftsbewegung durchsetzen konnte. Die freie Arbeitnehmervertretung Solidarność konnte die Schwäche der PVAP zu einer Öffnung und Demokratisierung Polens 1980/1981 nutzen, die das Land nicht nur in den Mittelpunkt des Weltinteresses führte, sondern auch zu einer stärkeren Verzahnung mit den westlichen Gesellschaften. Die Bekämpfung der gesellschaftlichen Freiräume nach der Verhängung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 konnte die Abwendung der polnischen Gesellschaft von den Machthabern nicht mehr stoppen. Durch ein breites Netz von politischen und kulturellen Aktivitäten im Untergrund entstand eine Gegenöffentlichkeit zur Propaganda der PVAP. Das Jaruzelski-Regime wiederum musste nach der Verhängung des Kriegsrechts die Erfahrung machen, dass die Einschränkung der Freiräume verheerende Folgen für die ökonomische Situation hatte. Das führte erneut zur Liberalisierung, die sich unter anderem in größerem Reiseverkehr sowie der Lockerung der Zensurmaßnahmen Ende der achtziger Jahre äußerte. Dabei konnte die Entideologisierung des wissenschaftlichen Diskurses, des Journalismus sowie der politischen und historischen Publizistik voranschreiten, was sich auch auf die Wahrnehmung der beiden deutschen Staaten sowie der deutsch-polnischen Beziehungen auswirkte.
Das gesellschaftliche Engagement im deutsch-polnischen Bereich war für viele Westdeutsche in den siebziger und achtziger Jahren die fast einzige Möglichkeit des Dialogs zwischen den Machtblöcken. Die Deutsch-Polnischen Gesellschaften repräsentierten vor 1989 somit vielmehr als nur das bilaterale Verhältnis, sie waren wichtige Akteure des gesamten Ost-West-Dialogs und zogen daher auch zahlreiche junge Menschen ohne familiären Bezug zu Polen an. Neben den Sympathisanten der neuen Ostpolitik und des europäischen Dialogs zwischen den Systemblöcken zogen die Deutsch-Polnischen Gesellschaften auch in der Bundesrepublik lebende Polen sowie Deutsche mit familiären Wurzeln im östlichen Europa an.
Der Zusammenbruch des Sowjetblocks, die Demokratisierung Polens und die Vereinigung Deutschlands eröffneten neue Perspektiven für die beiden Nationen. Die Idee einer deutsch-polnischen Partnerschaft in NATO und EU mobilisierte viele Deutsche und Polen. In beiden Ländern entstanden zahlreiche neue bilaterale Initiativen und auch der DIALOG konnte von dieser neuen Epoche profitieren. Ohne Hindernisse konnte das Magazin nun in beiden Ländern und weit über die Grenzen Deutschlands und Polens hinaus wirken. Dank der finanziellen Unterstützung durch die Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit wurde das Magazin DIALOG 1993 in eine zweisprachige Zeitschrift umgewandelt. Seit dieser Zeit ist DIALOG nicht nur eine Informationsquelle für Deutsche über Polen, sondern auch für polnische Bürger über das Nachbarland und die bilateralen Beziehungen. Bis heute sind 81 Nummern des DIALOG erschienen. Das Magazin ist ein nichtkommerzielles Medienprojekt geblieben.
In dem ersten Jahrzehnt wurde DIALOG von Günter Filter und dem renommierten polnischen Publizisten Adam Krzemiński geleitet. Ihnen gelang es vor der Wende von 1989, die Fundamente für den DIALOG zu legen und nach dem Zusammenbruch des Sowjetblocks zu einem umfangreichen, meinungsbildenden Medium auszubauen, in dem die wichtigsten Aspekte der Geschichte und der deutsch-polnischen Zusammenarbeit vorgestellt wurden. 1998 zog die Redaktion von Hamburg nach Berlin, Filter und Krzemiński übergaben damals die Leitung der Zeitschrift an Basil Kerski.
Seit Mitte der neunziger Jahre arbeitet der DIALOG eng mit der renommierten Danziger Vierteljahreszeitschrift „Przegląd Polityczny“ zusammen, die zu den herausragenden kulturellen und politisch-philosophischen Zeitschriften Polens zählt. Gegründet wurde „Przegląd Polityczny“ 1983 von den Danziger Historikern Donald Tusk und Wojciech Duda, die der Solidarność-Bewegung nahe standen. Vor der Wende erschien das Blatt im Untergrund und befasste sich vor allem mit politischen und wirtschaftlichen Fragen. Zum Autorenkreis von „Przegląd Polityczny“ zählten in den achtziger Jahren interessanterweise auch Lech und Jarosław Kaczyński, heute politische Kontrahenten von Donald Tusk. Landesweit bekannt wurde „Przegląd Polityczny“ nach 1989 als Sprachrohr Danziger Liberaler. Mitte der neunziger Jahre traten in „Przegląd Polityczny“ immer mehr tagespolitische Themen in den Hintergrund, literarische, philosophische sowie historische Texte prägten das Profil der Zeitschrift und machten sie zu einer renommierten Kulturzeitschrift Polens. Breiten Raum nahmen in „Przegląd Polityczny“ vor allem Essays zur Auseinandersetzung mit dem Erbe des Zeitalters totalitärer Regime, zum Umgang mit der NS-Vergangenheit und der kommunistischen Vergangenheit in Deutschland, Polen und Europa ein. Zu einem wichtigen Thema wurde auch das multikulturelle, vor allem deutsche Erbe Danzigs. „Przegląd Polityczny“ ist eine der letzten Zeitschriften des antikommunistischen Untergrunds, die heute noch in Polen erscheinen. Die von Wojciech Duda geleitete Zeitschrift spiegelt die kulturelle und politische Atmosphäre im heutigen Danzig gut wider. Danzig ist nach 1989 zu einem Ort intensiver Gespräche zwischen Polen und Deutschen geworden. Diese neue Danziger Kultur der Erinnerung und des Gesprächs mit dem Nachbarn versuchte die Redaktion des DIALOG in zwei Danzig-Schwerpunktheften 1997 und 2007 einer breiteren Öffentlichkeit in den beiden Ländern nahe zu bringen.
Nicht nur in Danzig, auch in Allenstein, Stettin, Bromberg, Posen, Gleiwitz oder Breslau haben nach 1989 polnische Bürger eine intensive Auseinandersetzung mit dem multikulturellen, vor allem deutschen, Kulturerbe angestoßen und dabei auch den Kontakt mit den Nachbarn gesucht. In vielen polnischen Gemeinden sind Initiativen entstanden, die in lokalen Gemeinschaften – die in Folge von Kriegen, ethnischen Säuberungen und Nationalismus zerstört und kulturell verarmt sind – versuchen, durch die Sicherung des materiellen und geistigen Erbes sowie durch die Erinnerung an die multikulturelle Vielfalt Mitteleuropas eine von nationalistischen Reflexen befreite, neue kollektive Identität zu begründen.
Diesen Prozess hat DIALOG in vielfältiger Weise begleitet. Wir haben die Arbeit dieser Initiativen dokumentiert, mit ihnen – vor allem mit der Allensteiner Kulturgemeinschaft „Borussia“ sowie der Stiftung „Pogranicze“ in Sejny – intensiv zusammengearbeitet und im DIALOG ein überregionales Forum für die Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Gegenwart der historischen deutsch-polnischen Grenzgebiete geschaffen.
Doch im DIALOG werden nicht nur umstrittene Ereignisse der Geschichte der deutsch-polnischen Nachbarschaft diskutiert (Preußen, Zweiter Weltkrieg, ethnische Säuberungen, Vertreibungen, deutscher und polnischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus), die Geschichte schafft in unserem Magazin die Grundlage für die Auseinandersetzung mit Fragen der Gegenwart und Zukunft. Den Schwerpunkt bilden im DIALOG vor allem Reflexionen und Diskussionen zu der aktuellen politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen.
Die im DIALOG veröffentlichen Texte sind nicht auf die deutsch-polnische Perspektive begrenzt. Die Redaktion versucht, die von ihre dargestellten bilateralen Themen in einen breiteren Kontext der politischen und kulturellen Umgestaltung Europas zu integrieren. Als Beispiele hierfür möchte ich etwa die Schwerpunktausgaben zur Zusammenarbeit im Ostseeraum, zur kulturellen Identität Europas oder zum deutsch-tschechisch-polnischen Verhältnis und der polnisch-ukrainischen Nachbarschaft nennen.
Die Aktivität der Redaktion beschränkt sich nicht nur auf die journalistische Arbeit. Seit Anfang an engagiert sich unsere Redaktion im kulturellen und politischen Dialog in Mitteleuropa durch eine enge Zusammenarbeit mit zahlreichen deutschen, polnischen und europäischen Partnerorganisationen sowie durch die Organisation von Tagungen und öffentlichen Podiumsdiskussionen. Wichtige Elemente unserer Arbeit sind auch die Publikation von Büchern zu historischen und aktuellen Themen sowie die Mitherausgabe des Jahrbuchs zur deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte „Interfinitimos“. Durch diese Erweiterung der Aktivitäten sowie die intensive Zusammenarbeit mit zahlreichen Institutionen und Initiativen ist es der Redaktion in den letzten Jahren gelungen, den Leser- und Wirkungskreis des Magazins DIALOG deutlich zu erweitern.
Daten und Informationen über das Deutsch-Polnische Magazin DIALOG:
- Gründungsjahr: 1987
- Gründungsredakteure: Günter Filter und Adam Krzemiński
- Redaktion: Basil Kerski (Chefredakteur), Wojciech Duda (Danzig), Piotr Leszczyński (Danzig), Christian Schröter, Sabine Stekel, Krzysztof Zastawny
- Studentische Mitarbeiterin: Monika Satizabal Niemeyer
- Grafiker: Piotr Mordel
- Herausgeber: Deutsch-Polnische Gesellschaft Bundesverband e.V. (Vorsitzende des Vorstandes: Dr. Angelica Schwall-Düren, MdB; Vorsitzende des Kuratoriums: Bundestagspräsidentin a.D. Prof. Dr. Rita Süssmuth)
- Polnische Partnerredaktion: „Przęglad Polityczny“
(Chefredakteur: Wojciech Duda; Redaktionssekretär: Piotr Leszczyński) - Auflage: 8 000 Exemplare
- Erscheinungsweise: vierteljährlich
Redaktionsanschrift: Deutsch-Polnisches Magazin DIALOG, Schillerstr. 59, 10627 Berlin; Telefon: (030) 26 55 16 30, Fax: (030) 26 55 16 31, E-Mail: dpgbv@t-online.de
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Adresse der polnischen Partnerredaktion: „Przegląd Polityczny”, ul. Szeroka 121/122; 80-835 Gdańsk; tel./fax: (058) 301 93 36, E-Mail: dpmdialog@poczta.onet.pl