Die Brigittenkirche, eine gotische Kirche des 14. Jahrhunderts, liegt im Zentrum der Altstadt. Ihre Pfarrei umfasst auch das Gebiet der Danziger Werft. Zu Zeiten des Kriegsrechtes und der Repression trafen sich hier jeden Sonntag Tausende von Werftarbeitern. So wurde die Kirche ein Zentrum der Solidarność- Gewerkschaft und ist bis heute eine zentrale Gedenkstätte dieser nicht nur für Polen, sondern für ganz Europa folgenreichen Bewegung. Gerade Berlin und Deutschland haben durch den friedlichen Umsturz, der durch diese Bewegung in den 1980er Jahren seinen Anfang nahm, eine zuvor unvorstellbare Entwicklung nehmen können. Daher war es eine besondere Ehre für den Deutsch-Polnischen Chor, gerade in dieser Kirche singen zu dürfen.
In der Abendmesse wurden vorwiegend polnische geistliche Lieder gesungen, im anschließenden Konzert am selben Ort folgten neben Madrigalen aus dem 17. Jahrhundert Chorsätze von Moniuszko, Orlando di Lasso, Bruckner, Rheinberger u. a. Wie immer gelang es unserer Sopranistin und Moderatorin Urszula Badura-Schmidt, das Publikum in ihren Bann zu ziehen, und unserem Dirigenten Josef Wilkosinski, die Zuhörer zum abschließenden begeisterten Mitsingen zu animieren. Vertreter der Polnisch-Deutschen Gesellschaft Danzig wie auch des dortigen Lehrerchores hatten bereits im Vorhinein für unser Konzert geworben und waren zu einem gemeinsamen geselligen Abendessen in das Hotel Dwór Prawdzica eingeladen.
Auf dem Weg nach Danzig wurde die mächtige Marienburg besichtigt, der Hauptsitz des Deutschen Ordens, eine der größten mittelalterlichen Burgen Europas, die nach schweren Kriegszerstörungen von Polen vorbildlich wieder aufgebaut und restauriert wurde. Wegen dieser denkmalpflegerischen Leistung ist sie auf die Liste des Weltkulturerbes der Unesco gesetzt worden. In einem der hinreißenden schönen gotischen Innenräume sang der Chor die alte polnische Hymne „Gaude Mater Polonia“.
Zum Programm der Reise gehörte auch ein Ausflug mit dem Schiff zur Westerplatte. Dem Ort, wo am Morgen des 1. Septembers 1939 die „Schleswig-Holstein“ das Feuer auf die polnische Hafenbefestigung eröffnet hatte. Mit dem Bus ging es zu der ehemaligen wunderschönen, gotischen Zisterzienserkirche in Oliva. Prunkstück der Innenausstattung ist die herrliche Barockorgel, die mit einem Konzertpotpourri den zahlreichen Besuchern vorgeführt wurde. Mit einem spontanen „Laudate omnes gentes“ schlossen die Sängerinnen und Sänger aus Berlin ihren dortigen Besuch ab. Die Stadtführung in Danzig konzentrierte sich auf das Herz der Stadt, auf die Rechtsstadt mit der großen, gotischen Marienkirche und dem Langen Markt, den prächtigen Patrizierhäusern, dem Artushof und dem gotischen Rathaus, bekrönt mit der Statue des polnischen Königs Sigismund, des freiwillig gewählten Lehnsherren der deutsch geprägten, weltoffenen Handelsstadt. Ein Besuch des bekannten Badeortes Zoppot gab Gelegenheit, einen Kaffee im frisch restaurierten Grandhotel zu trinken oder einen längeren Spaziergang am Strand zum Hotel zu machen, das direkt an der Danziger Bucht liegt.
Dank des großen organisatorischen Einsatzes von Hannelore Bracht, den wie immer spannenden Einführungen und Kommentaren von Klaus Matußek und des mitreißenden Akkordeonspiels von Josef Wilkosinski während der Busfahrten und am Abschiedsabend war auch dies wieder eine vielseitige, gelungene Chorreise.
Margarethe Dückers