Dr. Peter Oliver Loew, neuer Direktor des Darmstädter Deutschen Polen-Instituts, hat am 1. Oktober 2019 die Amtsgeschäfte übernommen, nachdem der bisherige Leiter des Instituts, Prof. Dr. Dieter Bingen, in den Ruhestand getreten ist. Das Kuratorium des Instituts hat Dr. Peter Oliver Loew bereits im Mai 2019 zum Nachfolger von Prof. Dr. Dieter Bingen gewählt. Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch ist davon überzeugt, dass mit Dr. Peter Oliver Loew ein hervorragender Kandidat ausgewählt wurde, der die Arbeit des Deutschen Polen-Instituts künftig mit seiner Fachkenntnis und großem Engagement gestalten wird. Peter Oliver Loew ist seit 2002 Stellvertreter des Direktors des Deutschen Polen-Instituts in wissenschaftlichen Fragen.
Zur Zukunft des Deutschen Polen-Instituts sagt er: „Keine Revolutionen! Das bisher schon sehr gut aufgestellte Institut soll sich in den nächsten Monaten und Jahren harmonisch weiterentwickeln. Schwerpunkte sind auch weiterhin die politische Analyse und die Begleitung politischer Prozesse, die Vernetzung polenbezogener Wissenschaft sowie Schule, Bildung und Kultur. Neue Veranstaltungsformate, Publikationsformen und Forschungsprojekte werden das Instituts-Portfolio ergänzen“.
Abschiedsfeier für Prof. Dr. Dieter Bingen
Am 26. September 2019 verabschiedeten ca. 250 Gäste aus ganz Deutschland und aus Polen in einer feierlichen Veranstaltung im Kongresszentrum darmstadtium Prof. Dr. Dieter Bingen als Direktor des Deutschen Polen-Instituts. Darmstadts Oberbürgermeister und DPI-Kuratoriumsvorsitzender Jochen Partsch begrüßte den scheidenden Direktor und die Gäste. In seiner Ansprache würdigte Partsch die vielfältigen Projekte des Instituts, die unter der Leitung Dieter Bingens entwickelt wurden. Über die Bedeutung Bingens als leidenschaftlichen Demokraten, dem die Freundschaft mit Polen stets am Herzen lag, sprach DPI-Präsidentin Rita Süssmuth. Sie habe, so Süssmuth, Bingen immer als mahnenden Fürsprecher unseres Nachbarlandes empfunden und glaube nicht an den „wohlverdienten Ruhestand“. Vielmehr erwarteten ihn weitere Aufgaben, etwa die Überzeugungsarbeit für ein Polen-Denkmal in Berlin.
In der Grußadresse des deutschen Botschafters in Warschau, Rolf Nikel, der wegen einer Erkrankung nicht an der Feier teilnehmen konnte, klang die Hoffnung durch, Bingen möge sich weiterhin in die Politik einmischen, wie er das schon seit langer Zeit mit der Kopernikus-Gruppe oder jüngst mit seinem Engagement in der Polendenkmal-Initiative getan habe. Der Generalkonsul der Republik Polen in Köln, Jakub Wawrzyniak, verlas eine Grußadresse des Staatsministers im polnischen Außenministerium Szymon Sękowski vel Sęk, der Bingen im Namen der Republik Polen für dessen Engagement zugunsten des deutsch-polnischen Dialogs dankte. In die anschließende sehr persönliche Würdigung ließ der Generalkonsul launig anerkennende Kommentare einfließen. Beide hätten nun, so Wawrzyniak, eine Adresse in Köln, er hoffe deswegen auf weitere intensive Kontakte.
Die Staatsministerin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Ayse Asar, sprach nach einem kleinen musikalischen Intermezzo von der Rolle des Instituts als Katalysator der guten hessisch-polnischen Beziehungen, die sich vor allem in der aktiven Begleitung der intensiven Partnerschaft mit der Region Wielkopolska durch Dieter Bingen und das DPI widerspiegele. Die Beauftragte für internationale Beziehungen bei der Kultusministerkonferenz Angela Krill de Capello würdigte anschließend die Bedeutung des Instituts für die deutschen Bundesländer. Sie erwähnte ein von ihr während einer Zugfahrt aufgeschnapptes Gespräch unter Jugendlichen, die auf die hervorragende Tätigkeit des PolenMobils zu sprechen kamen. Und schließlich sprach Cornelia Pieper, deutsche Generalkonsulin in Danzig und ehemalige Staatssekretärin im Auswärtigen Amt, über die Aufnahme des Instituts in den Bundeshaushalt. „Ohne die Beharrlichkeit von Dieter Bingen damals“, so Pieper, „hätten wir das gemeinsame Ziel nicht erreicht!“.
Auch die aktuellen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verabschiedeten sich von ihrem langjährigen Direktor: Neben einer Foto-Präsentation, die von Dr. Andrzej Kaluza und Dr. Matthias Kneip kommentiert wurde, überreichten sie Bingen ein reich illustriertes Erinnerungsalbum und sangen ihm mit „Sto lat“ ein Ständchen, dem sich die Gäste anschlossen.
Überraschend kam danach Oberbürgermeister Partsch auf die Bühne und überreichte dem sichtlich gerührten Bingen für seine Verdienste um die Stadt und die Förderung der deutsch-polnischen Beziehungen die Johann-Heinrich-Merck-Medaille. Der Geehrte habe sich als Direktor des Deutschen-Polen-Instituts seit 1999 auf den Gebieten der Politik und der Kultur zum Wohle der Allgemeinheit verdient gemacht.
In seiner Abschiedsrede dankte Bingen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts, ohne deren großes Engagement er seine Vision der Wirkung des Instituts in die deutsche politische, wissenschaftliche und kulturelle Szene hinein nicht hätte umsetzen können. Er dankte außerdem den Gremien des Instituts: Präsidium, Kuratorium und dem Wissenschaftlichen Beirat für die vertrauensvolle und erfolgreiche Arbeit, und bedankte sich auch bei den zahlreichen Zuwendungsgebern und Sponsoren. In seinen letzten nachdenklichen Bemerkungen beschrieb der scheidende Direktor das Movens seines lebenslangen Bemühens um eine Verständigung mit Polen. Es seien fundamentale ethische Grundsätze, die von Respekt und Würde gegenüber dem Anderen getragen würden, wobei das Gegenüber der Einzelne, aber auch eine Gesellschaft und Nation sein könne. Nach diesen Worten zog Bingen mit einer symbolischen Geste seinen Hut und dankte den Gästen, die mit Standing Ovations antworteten.
Durch den gesamten Abend führte Bingens Nachfolger Dr. Peter Oliver Loew als Moderator, den Abschied versüßte die mal rhythmische, mal nachdenkliche Musik der Kölner Band „Margaux und die Banditen“. A propos polnische Musik … Botschafter Nikel hob auf den polnischen Liedermacher Marek Grechuta ab: „Ważne są tylko te dni, których nie znamy“. Was wortwörtlich heißt: „Wichtig sind nur die Tage, die wir nicht kennen.“ Oder kurz und frei auf Deutsch: „Das Beste kommt zum Schluss!“
Das Beste konnte auch übertragen werden auf den anschließenden Empfang im prächtigen Foyer des nahegelegenen Hessischen Landesmuseums, in dem die Feier ausklang.
Quelle: DPI-Nachrichten 03/2019