Liebe Mitglieder, Freunde und Freundinnen,
sehr geehrte Damen und Herren!
Das Jahr 2019 war das „Bartoszewski-Jahr“ schlechthin! Nachdem wir im letzten Jahr die Wanderausstellung über den deutsch-polnischen Brückenbauer Władysław Bartoszewski in Berlin feierlich eröffnet hatten, wurde in den Städten Magdeburg und Hamburg ebenfalls noch einmal Station gemacht. Es folgten dann gleich zu Beginn des Jahres 2019 die Ausstellungsorte Dresden und Görlitz, später in der zweiten Jahreshälfte Düsseldorf (Landtag), St. Augustin/Bonn, Oberhausen, Homburg/Saar und schließlich als Krönung zum Schluss des Jahres das Deutsche Polen-Institut in Darmstadt. Die Wanderausstellung ist jedoch noch nicht am Ende, sie geht im nächsten Jahr weiter auf die Reise weiter nach Torgau/Sachsen, Frankfurt/Oder sowie Greifswald und Halle, in der zweiten Jahreshälfte sind noch weitere Ausstellungsorte geplant. Zum Thema „Bartoszewski“ erschien das zweisprachige Magazin DIALOG außerdem mit einem Schwerpunkt-Heft.
Dieser große Erfolg ist im großen Maße mit dem Namen der Projektkkoordinatorin Anita Baranowski-Koch und mit Marcin Barcz, dem langjährigen engen Mitarbeiter Bartoszewskis, verbunden. Der Dank geht auch an die zahlreichen engagierten Helfer, Unterstützer und Kooperationspartner vor Ort, die zum Gelingen dieser Ausstellungstour in diesem Jahr mit beigetragen haben.
Wir waren als Gesellschaft auch in anderen Aufgabenbereichen tätig, von denen wir gern berichten: Mitte Mai fand eine Studienreise „Zwischen Weichsel und Bug“ mit dem Bus in die südöstliche Ecke Polens nach Lublin statt. Hier besuchten wir auch die Städte Kielce, Zamość, Chełm und vor allem die Partnerstädte des Bezirkes Steglitz-Zehlendorf Kazimierz Dolny, Nałęczów und Poniatowa.
Auf den Spuren von Theodor Fontane in der ehemaligen Neumark und in Schlesien in seinem Jubiläums-Jahr zu reisen, war natürlich ein Muss und führte uns auf eine viertägige Busexkursion in die Woiwodschaften Lebus und Niederschlesien. Man besuchte dort schlesische Orte, Plätze und Landschaften, die in Fontanes Werken ausführlich Erwähnung gefunden hatten. Ende Oktober ging es noch einmal auf jüdischen Spuren nach Niederschlesien. Anlass war die Neuerscheinung des Buches „900 Jahre jüdisches Leben in Schlesien“ und die Präsentation durch den Autor Arno Herzig in der Begegnungstätte Kreisau.
An mehreren öffentlichen Veranstaltungen waren wir als Gesellschaft mit von der Partie. Zum Beispiel auf dem Wahlfest zur Europawahl am 11. Mai auf dem Steinplatz in Berlin-Charlottenburg. Am Stand waren die Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin und ein Team des „Kulturzuges Berlin-Wrocław“, eines grenzüberschreitenden erfolgreichen Projekts der DPG Berlin mit der Bahn, die ihre Arbeit präsentierten.
In der Landesvertretung von Baden-Württemberg wurde am 21. Mai das Buch „Preis des Wandels: Geschichte des europäischen Ostens seit 1989“ von Reinhold Vetter vorgestellt. In einem Gespräch zwischen dem Autor und dem renommierten ungarischen Historiker Prof. Dr. Krisztián Ungváry wurde die politischen Veränderungen in den mittelosteuropäischen Staaten kritisch beleuchtet und anschließend diskutiert.
Von Ende August bis Anfang Dezember waren wir Kooperationspartner von Treffen und Diskussions-Veranstaltungen zum Thema „Paneuropäischen Picknick“ aus Anlass der Europäischen Freiheitswochen in der Europäischen Akademie in Berlin-Grunewald.
Ein abwechslungsreiches Kulturprogramm wurde in den Sommermontanen Juni und Juli angeboten: Mit einem Tagesausflug per Bus ging es zum Besuch der Telemann-Oper „Pimpinone“ in Żary (Sorau) Mitte Juni. Einen Monat später zum Choriner Musiksommer besuchte eine Gruppe der DPG Berlin im Rahmen des „Blaues Band der Oder – Polnische und russische Romantik“ ein Konzert mit dem Lutosławski Jugendorchester aus Polen.
Am 1. September fand in der Stadt Międzyrzecz (Meseritz), gemeinsam mit dem Verein „Brücke über die Oder“, das Gedenkkonzert „Erinnern und Aufbruch“ anlässlich des Überfalls der Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939. Das Diplomatische Streichquartett Berlin spielte Werke von Grażyna Bacewicz, Erwin Schulhoff, Mieczysław Weinberg, J. S. Bach u. a.
Das Jubiläumskonzert des deutsch-polnischen Chores Berlin „Spotkanie”, der in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen feiern konnte, fand am 14. September in Berlin-Wilmersdorf statt.
Am 1. Oktober zeigten wir gemeinsam mit der Stiftung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas im Ort der Information den Dokumentarfilm „Konspirantinnen. Polnische Frauen im Widerstand 1939–1945“ dem sich eine Diskussion anschloss. Zum Inhalt: Am 12. April 1945 befreiten polnische Soldaten im Emsland ein Kriegsgefangenenlager mit über 1.700 jungen Frauen aus Polen. Fast alle hatten im Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer gekämpft.
Vom 24. bis 27.10.2019 hatte der Bundesverband der Deutsch-Polnischen Gesellschaften nach Homburg (Saar) zum 28. Jahreskongress „Nachbarschaft in der Mitte Europas“ eingeladen, auf dem unter anderem der DIALOG-Preis an Prof. Anna Wolff-Powęska für ihr langjähriges Engagement um die deutsch-polnischen Beziehungen verliehen wurde.
Eine Wahl-Nachlese fand am 21. November im August Bebel Institut in Berlin-Wedding zu den polnischen Wahlen statt. Im Zentrum des Podiumsgesprächs stand die Veränderung des politischen Klimas und dessen Auswirkung auf die polnische Gesellschaft. Auch der Rechtsruck der Gesellschaft und das zivilgesellschaftliche Engagement wurden besprochen. Es diskutierten Maria Skóra vom Progressiven Zentrum in Berlin sowie Ewa Wanat, Journalistin und früher bei Radio Tok FM tätig. Die Moderation hatte Ingo Schuster (DPG Berlin) übernommen.
Zu erwähnen wären noch die im BALI-Filmtheater gezeigten polnischen Filme in der Veranstaltungsreihe „Kino der Nachbarn“ an jedem 2. Montag im Monat, die mittlerweile zu einer Tradition geworden sind und sich zunehmender Beliebtheit erfreuen.
Auch auf dem deutsch-polnischen Sternenmarkt in Potsdam (Ende November/Anfang Dezember) war unsere Gesellschaft gemeinsam mit der DPG Brandenburg vertreten und ein Betreuer-Team des Kulturzuges Berlin-Breslau stellte vielen interessierten Besuchern das kommende Frühjahrsprogramm vor.
Ende November (27.11) wurde die Jahresmitgliederversammlung mit einem Podiumsgespräch zu dem Thema: „‚Denkmal und/oder Museum?‘ – Wie wollen wir der polnischen Opfer von Krieg und Besatzung Polens gedenken?“ eröffnet. Es diskutierten: Emilie Mansfeld vom Deutschen Polen-Institut / Büro Berlin und Dr. Wolfram Meyer zu Uptrup, unser stellvertretender Vorsitzender.
Anschließend fanden Neuwahlen des Vorstands der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin statt. Als Vorsitzender wurde Christian Schröter zum x-ten Mal wiedergewählt. Die Stellv. Vorsitzenden Elfie Froese, Dr. Wolfram Meyer zu Uptrup und Ingo Schuster wurden ebenfalls in ihren Ämtern bestätigt. Als Nachfolgerin von Lilianna Russ übernahm Marzena Wasilewska-Tourneux das Amt der Schatzmeisterin. Als bisherige Beisitzer/innen wurden Ela Borrell-Alvarez, Dr. Weronika Priesmeyer-Tkocz und Gerhard Weiduschat wiedergewählt. Neu in den Vorstand als Beisitzer/-innen gelangten: Felix Bethmann, Victoria Borrell-Alvarez, Lars Krägeling, Jonas Kolecki und Maciej Tobiasz Malinowski – alle zwischen 20 und rund 30 Jahre alt! Sie werden für den nötigen Schwung in unserer Arbeit im nächsten Jahr sorgen!
Sorgen muss man sich machen, wie es in Polen politisch weitergeht, nachdem die PiS die Wahlen im Herbst klar gewonnen hat und die Wiederwahl des von Kaczyńskis protegierten Präsidenten Andrzej Duda im Mai 2020 kaum gefährdet ist. Da er wie sein politischer Ziehvater ein Verfechter der umstrittenen Justizreform ist, wird das Land nicht zur Ruhe kommen.
Das wird auch uns in Atem halten aber nicht davon abhalten, durch unsere Verständigungsarbeit weiter für ein friedliches Nebeneinander beider Völker einzutreten und sich um eine dauerhafte Versöhnung zwischen Deutschen und Polen zu bemühen. Das scheint die derzeitige PiS-geführte Regierung nicht sonderlich zu interessieren. Milliardenschwere Reparationsforderungen Polens gegenüber Deutschland, der Streit um die Energieversorgung für Europa (Thema Nordstream 2) und die Forderung nach der Anerkennung einer polnischen Minderheit in Deutschland scheint die PiS-Regierung mehr zu beschäftigen als gut nachbarschaftliche Beziehungen.
Wir gehen jedenfalls ins neue Jahr mit der Botschaft, die Stärkung gegenseitigen Vertrauens zwischen unseren beiden Völkern weiterhin zu fördern und zu vertiefen!
Wir möchten mit nserem vom DIALOG-Illustrator Wiesław Smetek entworfenen Erkennungsmotiv für 2020 (siehe oben!), einer spiegelbildlichen Stadtsilhouette von Berlin und und Warschau – den Partnerstädten in der Mitte Europas – ein Zeichen der Verbundenheit setzen!
Der Vorstand der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin wünscht allen Mitgliedern, seinem großen Freundeskreis, den Förderern und Unterstützern, den zahlreichen Sympathisanten in Deutschland und Polen sowie allen, die die jahrzehntelange Arbeit schätzen und auf uns weiterhin zählen: