In seiner Rede ging der damalige polnische Außenminister auch auf die Folgen des Zweiten Weltkrieges ein und nannte hierbei das Schicksal von Millionen Polen und Deutschen, die aus ihrer Heimat flüchteten oder vertrieben wurden. Daraus leitete Bartoszewski die Vision eines freundschaftlichen Zusammenwirkens zwischen Polen und Deutschland in einem geeinten Europa ab und verwies auf die Bedeutung der Begegnung junger Menschen beider Länder.
Der Appell des polnischen Außenministers an die Verantwortlichen beider Länder zur Zusammenarbeit hat aktuelle Bedeutung, da die nach 1990 gesetzten Ziele auf verschiedenen Ebenen noch nicht erreicht wurden. Seine in der Rede ausgesprochene Botschaft, dass Großmächte nicht über das Schicksal anderer Staaten bestimmen dürfen, hat vor dem Hintergrund des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine leider eine ganz neue Aktualität erhalten.
Am Ende seiner Rede zog Władysław Bartoszewski ein Fazit: „Die gemeinsame Geschichte von Polen und Deutschen ist eine schwierige Geschichte. Wir müssen möglichst schnell jene Zeit aufholen, die durch Misstrauen, Verachtung, Feindschaft und Krieg verlorengegangen ist.“
Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin e. V. und das Pilecki-Institut Berlin betrachten diesen Appel nach wie vor als Verpflichtung für ihre Arbeit. Hierzu erklärt die Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin e. V. Anita Baranowska-Koch: „Die Rede von Władysław Bartoszewski vor dem Deutschen Bundestag am 28. April 1995 ist auch heute noch eine Botschaft an Polen und Deutschland, Lehren aus der Geschichte zu ziehen, das Werk der Versöhnung zwischen dem polnischen und dem deutschen Volk fortzusetzen und die freundschaftlichen Bindungen zu vertiefen.
Das Video mit den Auszügen aus der Bartoszewski-Rede im Deutschen Bundestag (1995) können Sie unter folgendem Link sehen: https://youtu.be/ltqqlDaq9EE