Gemeinsame Verantwortung und moralische Pflicht
von Michael Jansen und Günter Saathoff (Hg.)
Abschlussbericht zu den Auszahlungsprogrammen der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« Herausgegeben von Michael Jansen und Günter Saathoff. Mit einem Essay von Lutz Niethammer
Ein Überblick über die Arbeit der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft«.
In seinem Vorwort zum Abschlussbericht schreibt Bundespräsident Horst Köhler: „Leid kann zwar nicht wiedergutgemacht werden, Opfer von Verbrechen können mit Geld nicht wirklich „entschädigt“ werden, aber diese von der Stiftung erbrachten Leistungen haben doch dazu beigetragen, dass Leid als Leid anerkannt wurde und Schuld und Verantwortung einen auch materiell spürbaren Ausdruck bekamen“.
“Als die Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« im Juni 2001 mit den Auszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter begann, waren die Erwartungen gespalten. Auf der einen Seite stand die Hoffnung, dass mit der Stiftung und den durch sie verantworteten Zahlungen ein jahrelanger Rechtsstreit und eine politische Auseinandersetzung ein Ende finden könnten. Andererseits gab es die Befürchtung, dass diese letzte große Anstrengung Deutschlands für ehemalige Opfer des Nationalsozialismus mehr als sechzig Jahre nach Kriegsende zu spät käme. Diese Befürchtung hat sich nicht bestätigt: Die Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« hat mehr als 1,6 Millionen Menschen erreicht.
Der Band stellt die Arbeit der Stiftung und ihre Partner im In- und Ausland vor – und die Menschen, denen diese Arbeit galt. In einem Essay setzt sich Lutz Niethammer, der die Bundesregierung 1998-2000 bei den internationalen Verhandlungen beriet, historisch mit dem so genannten »Reichseinsatz ausländischer Zivilarbeiter« auseinander, der zur millionenfachen Ausbeutung von Menschen während des Zweiten Weltkrieges führte, und beschreibt den schwierigen Prozess, an dessen Ende die Gründung der Stiftung stand.“ (Text Verlag Wallstein)
„1000 Euro für fünf Jahre verlorenes Leben“ – die Geschichte von Marian Siewiera
Der Bericht ist gerade dort stark, wo er Einzelschicksale herausgreift und den nackten Zahlen der Stiftungsstatistik ein Gesicht gibt. So beschreibt Gabriele Lesser, Journalistin u.a. für die „taz“ in Warschau, das Schicksal von Marian Siewiera aus Lodz, der mit seinen Eltern 1939 im Güterwaggon zur Zwangsarbeit nach Deutschland transportiert wurde. Ohne Dokumente machte er sich, als er von der Existenz der Stiftung erfuhr, auf die Spurensuche. Zunächst erfolglos, erst als er die „Gazeta Wyborcza“ seine Geschichte aufgriff und auch in Deutschland gedruckt wurde, fanden sich Zeitzeugen der Zwangsarbeiterzeit, die seine Geschichte bestätigten. Schließlich erhielt auch er Leistungen von der Stiftung.
Andreas Schluricke
236 Seiten, 49 Abbildungen, z.T. farbig, Einband: gebunden, Schutzumschlag, Format: 17 x 24 cm, Erscheinungsdatum: Juni 2007 – 16,00 Euro
ISBN 978-3-8353-0221-1
09.07.2007