Befohlene Freundschaft. Die deutsch-polnischen Kulturbeziehungen 1934-1939
Vortrag,
Uhr
14169 Berlin-Zehlendorf, Säulenhalle der Alten Feuerwache, Onkel-Tom-Straße 14
Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Nachbar Polen“ zum 100-jährigen Jubiläum der Wiedererlangung der Unabhängigkeit des polnischen Staates
Dr. Karina Pryt, Vortrag mit Gespräch und Diskussion
Moderation: Dr. Wolfram Meyer zu Uptrup
Ende Januar 1934 wurde zwischen Polen und dem nationalsozialistischen Deutschland eine Nichtangriffserklärung unterzeichnet. Ein Monat später verpflichteten sich beide Seiten dazu, Medien sowie den Kulturbetrieb im Sinne der deutsch-polnischen Verständigung zu lenken. Diesem Beschluss folgte ein reger Kulturaustausch, der während der Weimarer Republik undenkbar gewesen war.
Ab 1935 konnte das deutsche Publikum Auftritte polnischer Künstler sowie eine Wanderausstellung polnischer Kunstwerke bewundern. In Kinos wurden hin und wieder polnische Filme gezeigt. Es gab aber auch deutsche Filme, die Polen als vorbildhafte, opferwillige und glühende Patrioten und liebenswerte Menschen schilderten. Ein Beispiel war der Film „Mazurka“ mit Pola Negri (siehe Foto) in der Hauptrolle, der Ende 1935 in Berlin Premiere hatte und zum großen Erfolg wurde.
In Polen hingegen wurden Gastspiele deutscher Künstler oder Vorführungen deutscher Filme seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten eher misstrauisch betrachtet. An die „befohlene Freundschaft“ von damals fühlt man sich heute ungern erinnert.
Dieser staatlich gelenkte Kulturaustausch in Deutschland und Polen zwischen 1934 und 1939 warf natürlich die Frage auf nach dem außen-politischen Sinn und Zweck der kulturpolitischen Maßnahmen beider Regierungen. Vor allen wird gefragt, ob Adolf Hitler, der zuvor nicht zuletzt mit antipolnischen Parolen an die Macht gekommen war, die Nichtangriffserklärung mit Warschau als ein Ablenkungsmanöver ansah, das ihm Zeit gab, um den Überfall auf Polen vorzubereiten.
Karina Pryt studierte Germanistik an der Universität Warschau sowie Geschichte und Germanistik an der Universität Freiburg i. Br. und ist Gerhard-Ritter-Preisträgerin (2003).
Eine Veranstaltung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin e. V. und VHS Steglitz-Zehlendorf
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