„Der weisse Gesang“ – Die mutigen Frauen der belarussischen Revolution
Buchvorstellung,
Uhr
14193 Berlin-Grunewald, Europäische Akademie Berlin, Bismarckallee 46/48
Im Rahmen eines Autorenabends spricht Dorota Danielewicz mit Wolha Kawalkowa, einer Heldin ihres Buches „Der weisse Gesang“, die heute als belarussische Politikerin im Exil lebt.
Wie kam es zu den Massenprotesten in Belarus im Sommer 2020? Welche Rolle haben dabei die Frauen gespielt? Welchen Preis haben sie für ihr Engagement zahlen müssen? Was passiert aktuell in der belarussischen Diaspora? Und letztendlich – wie hat sich die Wahrnehmung von Belarus nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine verändert?
Ein Blick zurück: Im August 2020 hat überraschenderweise eine junge Kandidatin, Svetlana Tichanowskaja, den Präsidenten Lukaschenko in der Präsidentschaftswahl besiegt. Die Ergebnisse der Wahlen wurden seitens des Regimes verheimlicht, der offizielle Sieg des alten Präsidenten verkündet und das aufgebrachte belarussische Volk ging auf die Straße, um dem Unmut, gar der Verzweiflung Ausdruck zu geben.
Wir kennen alle diese Bilder. In den ersten Reihen der friedlichen Proteste haben wir junge Frauen gesehen. Viele von ihnen wurden inzwischen verhaftet, des Landes verwiesen, verhört und misshandelt. Ihr Sanftmut wurde von den Mitarbeitern der Nomenklatura mit den Füßen getreten, ihr Engagement niedergedrückt.
Durch das Buch „Der weisse Gesang – Die mutigen Frauen der belarussischen Revolution“ von Dorota Danielewicz können die Geschichten der mutigen Belarussinnen, die sich für Demokratie und Recht in ihrem Land einsetzen, breiterem Publikum nahegebracht werden.
Die anonymen Gesichter aus der Masse der Protestierenden bekommen konkrete Namen, sie erzählen von den Ereignissen der letzten Monate, von ihrem Aufbegehren, ihren Zielen, ihrer Gegenwart im Exil. Journalistinnen, Studentinnen, Juristinnen, Sozialarbeiterinnen, Lehrerinnen, gar Sonderpädagoginnen sind unter den Verfolgten. Aktuell sind in Belarus 1.500 politische Gefangene in Haft.
Der sogenannte „weisse Gesang“ ist eine archaische, volkstümliche Gesangstechnik der osteuropäischen Frauen, welche es auf eine besondere Art ermöglicht, den Gefühlen freien Lauf zu geben. In den Volksliedern werden dramatische Ereignisse des Lebens der Frauen widergespiegelt. Der Gesang ist rein und wild.
So sind auch die Geschichten der belarussischen Frauen, die im vorliegenden Buch zum Ausdruck kommen. Jede von ihnen hat eine besondere Erfahrung im Kampf um Gerechtigkeit gegen das Regime. Sie übernehmen Verantwortung für gesellschaftliche Prozesse und zeigen in ihrem Denken und Handeln Mut und Stärke. Es ist ungewiss, ob ihr Tun einen tatsächlichen Wandel bewirken kann. Indem wir jedoch einfach ihren Geschichten zuhören und sie weiter in die Welt tragen, helfen wir mit, der Propaganda von Lukaschenko Paroli zu bieten und stärken die Stimmen der Heldinnen des Aufstands. Denn der Kampf für Gerechtigkeit und Transparenz in Belarus ist mehr als „nur“ ein politischer Kampf: Es ist zugleich eine Geschichte des Versuchs der Befreiung aus einem zutiefst patriarchalischen Machtsystems eines Autokraten und seiner Unterstützer.
Moderation: Martin Jankowski, Schriftsteller, Leiter der Berliner Literarischen Aktion, Dichter und Kulturmanager
Grußworte:
Weronika Priesmeyer-Tkocz, Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin
Miriam Kosmehl, Deutsch-Belarussische Gesellschaft
Wolha Kawalkowa, die Juristin ist während der Wahl im Stab von Swetlana Tichanowskaja gewesen, sie gehörte dem Koordinierungsrat an. Zusammen mit Tichanowskaja bekam sie 2021 den Jan-Nowak-Jeziorański-Preis der Stadt Breslau. Ebenfalls wurde sie als Mitglied des Koordinierungsrates 2020 mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit ausgezeichnet. Wolha Kawalkowa gehört zu den Gründerinnen der Christdemokratie in Belarus. Sie lebt im Exil in Warschau. Dort ist sie weiterhin politisch aktiv vertritt die Interessen der belarussischen Opposition im Ausland.
Dorota Danielewicz, polnisch-deutsche Journalistin, Schriftstellerin und Kulturmanagerin, geboren in Poznań, Polen, lebt seit 1981 in Deutschland. Sie hat als Deutschlandkorrespondentin für Radio France International gearbeitet und war 20 Jahre beim RBB/Radio Multikulti in der polnischen Redaktion tätig. Sie ist Autorin von mehreren Büchern, die im Europa Verlag erschienen sind. „Auf der Suche nach der Seele Berlins“ (2014), „Der weiße Gesang“ (2022), „Jans Weg“ (2022). Für „Jans Weg“ (poln. “Droga Jana“, Wydawnictwo Literackie Kraków 2020) ist sie zu einer der 12 Superheldinnen des Jahren 2020 gewählt worden. Sie kuratiert seit 1990 literarische Veranstaltungen in Berlin, zuletzt das Deutsch-Polnische Literaturforum Unrast Berlin (November 2021). Dorota Danielewicz publiziert in deutschen und polnischen Medien.
Die Buchvorstellung ist eine Veranstaltung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin in Zusammenarbeit mit der Europäischen Akademie Berlin sowie auch der Deutsch-Belarussischen Gesellschaft. Sie findet mit freundlicher Unterstützung der Berliner Landeszentrale für Politische Bildung statt. Wir danken auch dem Europa Verlag.
Veranstalter: