Unterwegs nach Posen und Danzig. Zwei Autorinnen auf der Suche nach dem Vater
Buchvorstellung,
Uhr
10115 Berlin, Literaturforum im Brecht-Haus, Chausseestraße 125
Doppellesung mit Susanne Fritz und Bernadette Conrad im Rahmen der Lesereihe »Unerhörte Familiengeschichten aus dem östlichen Europa«
»Lebenswege hinterlassen keine Wanderkarten. / Von Fluchtwegen bleibt eine innere Zeichnung, die rückwärts führt ins Labyrinth.«
Susanne Fritz wagt zum zweiten Mal den Weg ins Ungewisse: »Ich suche einen Mann, dessen Leben im Alter von dreiundzwanzig Jahren beginnt.« Nachdem sie in ihrem Buch Wie kommt der Krieg ins Kind (2018) die Lebensgeschichte ihrer aus Schwersenz/Swarzędz bei Posen/Poznań stammenden Mutter nachgegangen ist, möchte sie verstehen, was der Krieg mit ihrem aus Zalasewo bei Posen stammenden Vater gemacht hat. Mit der Autorin Susanne Fritz reisen wir in die Vergangenheit und finden uns in der Gegenwart wieder: Auf europäischem Territorium ist erneut ein Krieg entbrannt – Gewalt, Zerstörung, Tod, Flucht sind allgegenwärtig.
Susanne Fritz, geb. 1964, lebt in Freiburg und schreibt Erzählungen, Romane, dramatische sowie essayistische Texte. Ihre persönliche Spurensuche Wie kommt der Krieg ins Kind (2018) wurde viel besprochen und für den Deutschen Buchpreis nominiert. In ihrer Arbeit erweitert sie Biographisches konsequent um historische und kulturgeschichtliche Horizonte. Sie erhielt diverse Preise und Stipendien, zuletzt: Albrecht-Lempp-Stipendium, Krakau (2020), Atelier Mondial, Cité internationale des arts, Paris (2021) und ist derzeit Stipendiatin der Bartels Fondation in Basel.
Obwohl der Vater Dietmar Claassen aus Danzig »so gründlich tot ist, so lange schon nicht mehr da, dass Raum für etwas anderes entstanden ist«, lassen Tochter Kati die Trümmer der Vergangenheit nicht los. Trotz des »großen Schweigens« ihres Vaters will sie dessen Geschichte rekonstruieren und verstehen. Aus Danzig stammend, hat er den Zweiten Weltkrieg erlebt und überlebt. Doch will die Autorin auch all jenen eine Stimme geben, »die jung den Zweiten Weltkrieg an der Front erlebt, und ihn überlebt hatten«. Bernadette Conrad geht in ihrem Debütroman einer »Zeit der großen Verschiebungen« nach und begleitet ihre Protagonistin Kati auf der Suche nach ihrer Herkunft direkt in den Wahnsinn des 20. Jahrhunderts hinein.
Bernadette Conrad, geb. 1963, studierte Germanistik, Romanistik und Sozialpädagogik. Seit 1995 arbeitet sie als freie Reporterin und Literaturjournalistin vor allem für die NZZ, seit 2003 für DIE ZEIT, Schweizer Radio SRF, Berliner Zeitung und Wiener Zeitung. Ihre literarischen Reportagen erschienen 2006 als Buch: Nomaden im Herzen. Es folgten 2011 Die vielen Leben der Paula Fox sowie zwei erzählende Sachbücher zu Familienthemen: Die kleinste Familie der Welt. Vom spannenden Leben allein mit Kind und Groß und stark werden. Gespräche mit Cornelia Funke (2019). Seit 2016 lebt sie in Berlin, näher an Danzig, woher ihre Eltern stammen und wo Teile ihres ersten Romans Was dich spaltet spielen.
Ticket: 6,00 Euro/ermäßigt 4,00 Euro
Einlass ab 16.30 Uhr
Veranstalter: