„Unvereinbare Erfahrungen. Das Kriegsende in Europa und Asien“
Podiumsdiskussion,
Uhr
10117 Berlin, Pilecki-Institut, Pariser Platz 4A
Der 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 2025 lädt dazu ein, darüber nachzudenken, wie das Kriegsende in unterschiedlichen Regionen Europas und der Welt wahrgenommen wird – und welche politischen, gesellschaftlichen und psychologischen Folgen der Krieg für Einzelne wie für ganze Gesellschaften hatte.
Das Pilecki-Institut möchte gemeinsam mit dem Direktor Prof. Krzysztof Ruchniewicz, der die Veranstaltung moderieren wird, sowie Prof. Tatjana Tönsmeyer und Prof. Stefan Troebst einen globalgeschichtlichen Blick auf das Kriegsende werfen und es in vergleichender Perspektive geschichtswissenschaftlich reflektieren.
Entstanden ist eine Polyphonie der Stimmen und Erfahrungen, die sich auch in der historischen Forschung widerspiegelt. Historikerinnen und Historiker richten ihren Blick auf unterschiedliche und dynamische Forschungsfelder. Auch Methoden und Fragestellungen entwickeln sich weiter – ebenso wie die einem ständigen Wandel unterliegende Erinnerung an den Krieg und an sein Ende. Die Vielzahl an Erfahrungen und Perspektiven führt zu Spannungen, eröffnet aber zugleich Räume für Dialog – und dieser ist ein zentraler Bestandteil jeder Form von Versöhnung.
Der Zweite Weltkrieg war ein globaler Konflikt. Seine weltumspannende Dimension führte, je nach Region, zu sehr unterschiedlichen historischen Erfahrungen. Die knapp sechs Jahre andauernde Kriegszeit war geprägt von wechselnden Allianzen – entscheidend war der Eintritt Stalins in den Krieg auf Seiten der Alliierten im Jahr 1941. Wie von Churchill und Roosevelt erhofft, konnte so die Niederlage der Achsenmächte – Deutschlands, Italiens und Japans – herbeigeführt werden.
Diese Perspektive wirft grundlegende Fragen auf, die bis heute Gegenstand geschichtswissenschaftlicher Debatten sind:
- Kann ein Sieg, der durch Zugeständnisse an eine totalitäre Großmacht erkauft wurde, überhaupt als vollumfassend gelten?
Worin lagen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den jeweiligen lokalen Kriegsenden – und welche Auswirkungen hatten sie?
Führte die globale Dimension des Krieges auch zu globalen Mustern der Nachkriegsordnung?
- Fügten sich die weltweiten Umbrüche nach 1945 in das Konzept von Zentren und Peripherien ein?
- Und schließlich: Wer konnte mit dem Ausgang des Krieges zufrieden sein – und wer stellte die Nachkriegsordnung am entschiedensten infrage?
Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz ist Direktor des Pilecki-Instituts, Historiker, Professor an der Universität Wrocław (Breslau), Buchautor, Experte und Forscher sowie ein hoch geschätzter Kenner Deutschlands und der deutsch-polnischen Beziehungen im 20. Jahrhundert. Zu seinen weiteren Schwerpunkten zählen die Geschichte der europäischen Integration sowie die interdisziplinären Felder Public History, Visual History und internationale Schulbuchforschung. Bekannt ist er auch als Direktor und Lehrstuhlinhaber für Zeitgeschichte des Willy-Brandt-Zentrums für Deutschland- und Europastudien an der Universität Wrocław, das er mitbegründet hat. Am 13. Juni 2024 wurde Ruchniewicz zum Beauftragten des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten der Republik Polen für die gesellschaftliche und grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland ernannt.
Prof. Dr. Raphael Gross ist ein Schweizer Historiker und Museumsleiter, der insbesondere durch Publikationen zur deutsch-jüdischen Geschichte und zum Holocaust bekannt wurde. Seit 2017 ist er Präsident des Deutschen Historischen Museums. Zuvor war er von 2001 bis 2015 Direktor des Leo Baeck Instituts für das Studium der deutsch-jüdischen Geschichte und Kultur in London, von 2006 bis 2015 Direktor des Jüdischen Museums Frankfurt am Main sowie von 2007 bis 2015 Direktor des Fritz Bauer Instituts zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Anschließend leitete er bis 2017 das Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig.
Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer ist Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Bergischen Universität Wuppertal. Sie studierte Geschichte, Osteuropäische Geschichte, Politikwissenschaft sowie Publizistik/ Medienwissenschaft in Bochum und Marburg. 2003 wurde sie an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Dissertation über „Das Dritte Reich und die Slowakei, 1939–1945. Politischer Alltag zwischen Kooperation und Eigensinn“ promoviert. 2010 folgte ihre Habilitation an der Universität Jena mit der Arbeit „Adelige Moderne. Großgrundbesitz und ländliche Gesellschaft in England und Böhmen 1848–1918“.
Prof. Dr. Stefan Troebst war von 1999 bis 2021 stellvertretender Direktor des Leibniz-Instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig. Seit 2015 ist er Professor für Kulturgeschichte des östlichen Europa an der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie der Universität Leipzig sowie Leiter des Masterstudiengangs »European Studies« am Global and European Studies Institute (GESI). Er studierte Geschichte, Slavistik, Balkanologie, Politikwissenschaft und Islamwissenschaft, u. a. in Berlin, Tübingen, Skopje und Bloomington.
Anmeldung: https://forms.gle/MncnfAcsduQiFrxm7
Veranstalter: