Tätigkeitsbericht 2008 der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin
Januar
Ein Zeitzeugengespräch mit Władysław Kożdoń, einem Überlebenden des KZ Buchenwald, über sein Buch “Ich kann dich nicht vergessen. Erinnerungen an Buchenwald“ fand am 20. Januar 2008 in der Schwartzsche Villa in Berlin-Steglitz statt. Eine zweite Matinee-Veranstaltung mit Wladyslaw Kozdoń fand am 27. April 2008 im Schlossplatztheater in Berlin-Köpenick statt. Władysław Kozdoń stammt aus Oberschlesien, wo er als Pole neben Deutschen aufwuchs. 1939, wenige Tage nach dem Überfall auf Polen, wurde er von der deutschen Wehrmacht verhaftet und nach Buchenwald gebracht. Da war er 17 Jahre alt. Er verließ das Lager 1945 als einer der letzten Häftlinge und hat fast 60 Jahre über seine furchtbaren Erinnerungen an Buchenwald nicht gesprochen.
Februar
Am 9. Februar 2008 traf sich der erweiterte Vorstand der DPG Berlin zu seiner Jahresklausur. Hauptthema waren die Überlegungen zum 35-jährigen Jubiläum der Gesellschaft in diesem Jahr. Die Tagung fand in den eigenen Räumen statt.
Am 20. Februar 2008 wurde gemeinsam ins Polnische Institut in Berlin-Mitte zum literarischen Abend mit Marta Kijowska und ihrem neuen Buch „Polen, das heißt nirgendwo“ – Ein Streifzug durch Polens literarische Landschaften“ eingeladen. Moderiert wurde der Abend von Elżbieta Blumenbach. Veranstalter waren das Polnische Institut Berlin in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin und mit Unterstützung durch die Robert-Bosch-Stiftung.
März
Mehr als nur eine Buchvorstellung war die Präsentation des neuen Buches „Wohin steuert Polen? Das schwierige Erbe der Kaczynski“ von Reinhold Vetter, dem langjährigen Handelsblatt-Korrespondenten in Polen, der in diesen Sommer Warschau verlässt. Am 11. März 2008 beim „Treffpunkt Polen“ im Hotel am Spreebogen ging es zur Sache. Als aufmerksamer kritischer Beobachter der politischen Szene in Polen zog Reinhold Vetter im Gespräch mit Markus Mildenberger von der Staatskanzlei Brandenburg noch einmal eine kritische Bilanz der Ära Kaczynski und erteilte auch der neuen Regierung Tusk nicht die besten Noten.
Zwei in Polen und Deutschland gleichermaßen bekannte Journalisten, Adam Krzeminski, Deutschland-Redakteur des polnischen Wochenmagazin „POLITYKA“ und Gunter Hofmann, politischer Korrespondent in der Hauptstadt-Redaktion der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ waren Gäste beim „Reinickendorfer Dialog“ am 7. Mai 2008 in der Humboldt-Bibliothek in Berlin-Tegel. Der Diskussionsabend „Schuld & Sühne & Stolz & Vorurteil. Über Polen und Deutsche“, war eine Veranstaltung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin in Kooperation mit dem Förderverein für deutsch-französische und internationale Beziehungen.
April
Ein humorvolle und spannende Annäherung an das Nachbarland Polen gab es am 1. April 2008 mit dem Schriftsteller Matthias Kneip bei der Vorstellung seines neuen Buches „Polenreise“ in der Ingeborg-Drewitz-Bibliothek in Berlin-Steglitz. Eine Veranstaltung mit dem Freundeskreis der Stadtbibliothek.
Eine Städtereise vom 15. bis 20. April 2008 führte Mitglieder und Freunde der DPG Berlin nach Łódź, Polens zweitgrößte Stadt. Diese Studienreise fand im Rahmen eines Projekts des Museums Europäischer Kulturen Berlin statt, das sich mit dem Schwerpunkt Textil/Mode aus Polen beschäftigt und von der DPG Berlin und den Freunden des Museums Europäischer Kulturen entwickelt wird.
Mai
Am 31. Mai 2008 gab der Deutsch-Polnische Chor „Spotkanie“ in der Kapernaumkirche in Berlin-Wedding ein Konzert „Musik gegen Abend“ mit Liedern aus Deutschland, Polen und aller Welt.
Juni
Neu aufgelegt wurde vom 5. bis 8. Juni 2008 eine viertägige Exkursion in die ehemalige Neumark. Diesmal wurde der südliche Teil bereist, das damalige Sternberger Land****und der nördliche Teil des früheren Niederschlesien. Beide Gebiete gehören heute zur polnischen Woiwodschaft Lubuskie. Es war eine gelungene Exkursion mit 30 Teilnehmern unter der fachkundigen Leitung von Gerhard Weiduschat.
In den Räumen des August-Bebel-Instituts in Berlin-Wedding stand am 6. Juni 2008 ein interessantes Streitgespräch „Was ist links … in Polen?“ auf dem Programm. Darüber diskutierte Angelica Schwall-Düren, MdB, Mitglied der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe und Bundesvorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, mit Martin Karnetzki, Rechtsanwalt und Polen-Experte.
Eine Ausstellung mit dem Titel „Willimowski, Klose, Podolski & Co. / Oberschlesier in der deutschen und polnischen Fußball-Nationalmannschaft – gestern und heute“ war vom **8. Juni bis 9. Juli 2008 **in den Räumen des Landesportbundes am Olympiastadion zu besichtigen. Nach der Ausstellungseröffnung am 8. Juni 2008 im Haus des Sports in Berlin-Westend in Anwesenheit des polnischen Botschafters verfolgten über 200 Besucher anschließend die Live-Übertragung der Fußball-EM-Spiels Deutschland gegen Polen auf einer Großleinwand.
Ebenfalls am 8. Juni eröffnete das Kulturamt Neukölln ihre Konzertreihe „Sommer im Park – umsonst & draußen“ im Körnerpark mit einem Auftritt der polnischen Sängerin Celina Muza. Die vielfältigen Lieder der in Berlin lebenden polnischen Chansonette mit der großen Stimme über die Liebe bewegen sich zwischen modernem Chanson und fein arrangiertem Jazz. Die DPG Berlin hatte das Kulturamt Neukölln mit der polnischen Sängerin zusammen gebracht. Das Konzert war trotz Fußball-Konkurrenz gut besucht.
Am 11. Juni 2008 hatte Prof. Dr. Robert Traba, Direktor des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften die Mitglieder und Freunde der DPG Berlin in sein Institut nach Berlin-Pankow eingeladen. Dr. Traba sprach zu dem Thema **„Zeit für einen Wandel? Deutsch-polnische Geschichtsdebatten“. **
Die bereits im vierten Jahr stattfindende Studienreise „Europas vergessene Regionen – Galizien und Bukowina“ vom 21. bis 28. Juni 2008 in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk Sachsen der Deutschen Gesellschaft e. V. war fast ausgebucht: Es ging wieder in das südöstliche Polen und die westliche Ukraine, diesmal noch mit einem Abstecher in den östlichen Teil der Ukraine.
Juli
Die Jahresmitgliederversammlung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin e. V. fand diesmal am 12. Juli 2008 nachmittags in der „Remise“ des Jagdschlosses Glienicke in Berlin-Zehlendorf statt. Im Anschluss an die Versammlung traf man sich zu einem kleinen Sommerfest.
August
Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin feierte am 30. August 2008 unter dem Motto „Deutschland und Polen – grenzenlos!“ ihr 35- jähriges Bestehen in der Werkstatt der Kulturen in Berlin-Neukölln. Grußworte sprachen der Gesandte Wojciech Pomianowski, stellvertretender Leiter der polnischen Botschaft in Berlin, Günter Piening, Beauftragter des Senats für Integration und Migration, sowie das Vorstandsmitglied der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband, Cornelius Ochmann. Der deutsch-polnische Chor „Spotkanie“ sorgte für den musikalischen Rahmen. Die Festansprache zum Thema „Deutschland und Polen – grenzenlos“ hielt kein Geringerer als Peter Bender, Vordenker der Brandtschen Ostpolitik und in den 70er Jahren Hörfunk-Korrespondent in Warschau. Dr. Krzysztof Wojciechowski, Direktor des Collegium Polonicum, trug mit seinem Essay „Rückblicke über die Brücke. Betrachtungen eines polnischen Grenzgängers.“ einen zweiten wichtigen Beitrag zur Jubiläumsfeier bei. Über 200 Gäste, Mitglieder, Freunde und Förderer waren der Einladung gefolgt.
Am 30. August 2008 von 19 Uhr bis nach Mitternacht fand die “Lange Nacht der Polnischen Kultur“, das erste polnische Kultur-Festival dieser Art in der Werkstatt der Kulturen in Berlin-Neukölln statt. Die kleinen Konzerte und abwechslungsreichen Auftritte aus den Bereichen Chanson, Jazz, Literatur und Film, Kleinkunst und Kabarett kamen beim polnischen und deutschen Publikum gut an und konnte als voller Erfolg verbucht werden. Bei freiem Eintritt nahmen mehr als 500 Besucher das einmalige Angebot wahr. Veranstalter war die DPG Berlin in Kooperation mit „Nike 2001 – Polnische Frauen in Wirtschaft und Kultur“ und „WIR – Verein zur Förderung der Deutsch-Polnischen Literatur“. Das deutsch-polnische Kultur-Projekt „Lange Nacht der polnischen Kultur“ wurde gefördert vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien.
September
Eine Diskussionsveranstaltung am 9. September 2008 um 19 Uhr hatte das Thema „Deutsche und Polen – grenzenlos? – Chancen der Entwicklung des deutsch-polnischen Grenzraumes nach dem Schengen-Beitritt“. Ort der Podiumsgesprächs war die Landesvertretung Brandenburg in Berlin-Mitte. An dem Gespräch nahmen Marzena Guz-Vetter, EU- Kommission in Berlin,** Martin Patzelt**, Oberbürger-meister der Stadt Frankfurt/Oder, Lothar Meistring, Bürgermeister der Stadt Löcknitz sowie Urszula Berlinska, Stadtverwaltung Szczecin und Julita Miłosz, Marschallamt Woiwodschaft Westpommern, teil.
Oktober
Zu einer Gedenkveranstaltung aus Anlass des 64. Jahrestages des Warschauer Aufstands hatten das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg und die Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin am 1. Oktober 2008 in deren Räume in der Hardenbergstraße in Charlottenburg. Im Plenarsaal des Gerichts in stand im Mittelpunkt des Abends die Vorführung des Dokumentarfilms „Konspirantinnen – Polnische Frauen im Widerstand 1939-1945“ in der Regie von Paul Meyer, der zu diesem Anlass nach Berlin gekommen war. Dafür erhielten wir als Gesellschaft großzügige Unterstützung von der polnischen Botschaft.
November
Vom 9.-11. November 2008 hatte der Bundesverband der Deutsch-Polnischen Gesellschaften **zu seiner **Jahrestagung nach Magdeburg eingeladen. Die Tagung des Bundesverbandes war nach Meinung der Kuratoriumsvorsitzenden des Bundesverbandes, der Bundestagspräsidentin a. D. Prof. Rita Süßmuth, eine der erfolgreichsten in der Geschichte der Deutsch-Polnischen Gesellschaften. Themen des Bundestreffens unter dem Titel „Nachbarschaft in der Mitte Europa“ waren regionale deutsch-polnische Partnerschaften und Kooperationsmodelle und deren Zukunft. Dazu waren über 200 Teilnehmer zur Tagung nach Magdeburg gekommen. Als Höhepunkt des zweiten Tages überreichte Rita Süßmuth dem Kabarettisten und Autoren Steffen Möller den DIALOG-Preis des Vereins als Würdigung seines deutsch-polnischen Engagements.
Am 14. November 2008 hielt Prof. Dr. Werner Benecke von der EU-Universität Viadrina den Vortrag „Die Mauer. Polen in Europa“. Ort der Veranstaltung war der Pommern-Saal im Rathaus Charlottenburg. Eine Veranstaltung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin in Zusammenarbeit mit VHS City West.
Dezember
Zu der Buchvorstellung „Der Patron. Günter Särchens Leben und Arbeit für die deutsch-polnische Versöhnung“ von Dr. Rudolf Urban hatte die Katholische Akademie Berlin am 2. Dezember 2008 nach Berlin-Mitte eingeladen. Über das Wirken Günter Särchens (1927–2004) als Brückenbauer zwischen den Deut-schen in der DDR und Polen diskutierten der Bürgerrechtler und Publizist Konrad Weiß und Dr. Robert Żurek vom Zentrum für Historische Forschung Berlin. Dr. Burkhard Olschowsky moderierte das Gespräch. Eine Veranstaltung des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa und Deutsch- Polnischen Gesellschaft Berlin. Mit Unterstützung der Katholischen Akademie Berlin.
Zum „Literarischen Gespräch“ – Dorota Kerski im Gespräch mit Mikołaj Łoziński über sein Buch „Reisefieber“ am 3. Dezember 2008 lud das Polnisches Institut Berlin in Berlin-Mitte ein. Moderiert und übersetzt wurde von Elżbieta Blumenbach. Mikołaj Łoziński ist ein Shooting-Stars der jungen polnischen Literatur und wurde 1980 als Sohn des bekannten polnischen Dokumentarfilmers Marcel Łoziński geboren. Eine Veranstaltung des Polnischen Instituts Berlin und der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin sowie der Deutschen Verlags-Anstalt.
Mitglieder und Freunde der Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin trafen sich am 6. Dezember 2008 zu einem gemeinsamen Weihnachtsessen mit Vertretern des BERPOL/Verein der Polnischen Kaufleute und Industriellen und der Polnischen Medizinischen Gesellschaft im Hotel ABION-Hotel am Spreebogen in Berlin-Moabit. Es gab einen Begrüßungssekt und danach ein reichhaltiges Weihnachtsbüfett. Zu dem Abend gehörte auch ein kleines Kulturprogramm mit Weihnachtsliedern, vorgetragen von Urszula Badura-Schmidt und Jozef Wilkosiński. Zu dem ersten gemeinsamen Treffen kamen über 80 Gäste.
Auf dem 5. Sternenmarkt vom 5.-7. Dezember 2008 auf dem Kutschstallhof in Potsdam hatten die Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin und die Deutsch-Polnischen Gesellschaft Brandenburg einen gemeinsamen Stand. Außenminister Frank-Walter Steinmeier und sein polnischer Amtskollege Radosław Sikorski statteten mit ihren Ehefrauen dem deutsch-polnischen Adventsmarkt einen Besuch ab.
Redaktion: Christian Schröter