Januar
Zum Jahresauftakt traf man sich zum Neujahrstreffen am 24. Januar 2010, im Restaurant „Krakus“ in Berlin-Charlottenburg. Als Ehrengäste konnte der polnische Botschafter Dr. Marek Prawda nebst Gattin der Dehio-Preisträger Zbigniew Czarnuch sowie der polnisch-deutsche Schriftsteller Artur Becker begrüßt werden. Musikalische Akzente setzte der Deutsch-Polnische Chor „Spotkanie“. Am 25. Januar 2010 wurde das Buch „Atlas der Zwangsumsiedlung, Flucht und Vertreibung. Ostmitteleuropa 1939-1959“ im Saal des Zeughauskinos im Deutschen Historischen Museum, Unter den Linden 2, 10117 Berlin-Mitte vor rund 200 Besuchern vorgestellt. Der reich bebilderte und mit vielen Übersichtskarten versehene Band dokumentiert alle Vertreibungen, Verfolgungen und Vernichtungen von Menschen in Mittel- und Osteuropa von 1939 bis 1959.
Februar
Unter dem Titel „Drohobycz – Erinnerung an Bruno Schulz und die verschwundene Welt des Schtetl“ wurde am 19. Februar 2010 zu einer Vernissage mit einem Liederabend und Gespräch mit dem Zeitzeugen Alfred Schreyer in die Galerie Beletage im VOX-Möbelsalon in Berlin-Tiergarten eingeladen. Drohobycz und die verschwundene Welt des Schtetl – das ist das beherrschende Thema der Ausstellung des polnischen Malers Bartłomej Michałowski. Der 87-jährige Alfred Schreyer ist einer der wenigen heute noch lebenden Juden aus dem Drohobycz früherer Jahre. Er ist Musiker und Sänger und sang an diesem Abend Lieder in Jiddisch, Polnisch und Russisch und sprach mit Robin Lautenbach über sein Leben als verfolgter Jude im Zweiten Weltkrieg. Alfred Schreyer und sein Ensemble gaben wegen des großen Erfolges noch am 20. Februar ein zweites Konzert in den Räumen der Galerie Beletage c/o VOX-Möbelsalon. Nach längerer Zeit fand der „Treffpunkt Polen“ am 15. Februar 2010 im Restaurant „Krakus“ statt. Referent war Prof. Dr. Konrad Vanja, Direktor des Museums Europäischer Kulturen. Er berichtete über seine Arbeit als Museumsdirektor seit dem Jahr 2000 sowie über die Planung und Vorbereitungen zur großen deutsch-polnischen Gemeinschafts-ausstellung „Deutschland und Polen. 1000 Jahre Nachbarschaft“.
April
Polen hatte am 10. April 2010 durch ein tragisches Flugzeugunglück beim Anflug auf den Flughafen von Smolensk in Westrussland seinen Staatspräsidenten Lech Kaczynski verloren. Zu den Todesopfern des Unglücks gehören neben dem Präsidenten seine Frau Maria, eine große Anzahl hochrangiger Personen Polens sowie Angehörige von in Katyn ermordeten polnischen Soldaten. Kein Passagier hatte den Absturz überlebt.
Viele Menschen in Polen und Deutschland waren bestürzt und in Trauer über den großen Verlust, den das polnische Volk in diesen Stunden zu beklagen hatte. Es entstand unter Polen und Deutschen in der Stadt die spontane Idee, mit seiner Trauer nicht allein zu bleiben und sich gemeinsam zu treffen, um der Opfer zu gedenken. Man fand noch am Nachmittag des 10. Aprils in der Galerie Beletage in Berlin-Tiergarten zu einer Gedenkstunde zusammen. Noch unter dem Eindruck des tragischen Flugzeugunglücks von Smolensk lud die Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin ein zum nächsten „Treffpunkt Polen“ am 19. April 2010 ins Restaurant „Krakus“ in Berlin-Charlottenburg. Gesprächspartner und Gast war Robin Lautenbach (ARD-Hauptstadtstudio), der auch Mitglied unserer Gesellschaft ist und von 2004 bis 2009 ARD-Korrespondent und Studioleiter in Warschau war. Er berichtete über seine Erfahrungen aus dieser Zeit und sprach auch über seine Einschätzungen zur gegenwärtigen Situation nach der Flugzeugkatastrophe.
Zum nächsten „Treffpunkt Polen“ lud der Junge Kreis in der DPG Berlin den Historiker Prof. Dr. Andrzej Friszke am 17. April 2010 in das Restaurant „Krakus“ nach Berlin-Charlottenburg ein. Im Mittelpunkt des Abends stand die Buchvorstellung und Diskussion zum Thema „Polen – Geschichte des Staates und der Nation 1939-1989“ Einführung durch Dr. Bernard Wiaderny Durch die Vorstellung des Buches von Andrzej Friszke bekommt man Einblicke in die polnische Geschichtsschreibung und erfährt, welche Rolle die polnische Geschichtsschreibung in der politischen Landschaft des heutigen Polens einnimmt.
Mai
Der deutsch-polnische Chor „Spotkanie“ lud am 2. Mai 2010 – wie in jedem Jahr um diese Zeit – zu seinem Frühlingskonzert in die Kapernaumkirche, Seestr. 34 nach Berlin-Wedding ein.
Vom 13.–16. Mai 2010 gab es vier Tage polnische Kultur pur im Volkspark Mariendorf: Am Himmelfahrtstag (13. Mai) startete das erste deutsch-polnische Kulturfest „PoKuSa – Polnische Kultur-Saison“ im Rahmen des „27. Kulturlustgarten“-Volksfestes im Volkspark Mariendorf. Am Himmelfahrts-Wochenende gab es vier Tage hintereinander Kultur, kulinarische Genüsse und gute Unterhaltung aus dem Nachbarland Polen. Vor allem für die in Berlin lebenden Polen, immerhin die zweitgrößte Minderheit in Berlin, und den großen Kreis von Polen-Freunden in unserer Stadt ist es die Gelegenheit, sich wieder einmal heimisch und wie zu Hause zu fühlen.
Juli
Am 6. Juli 2010 stellte Reinhold Vetter seine Walesa-Biografie „Polens eigensinniger Held“ im „Haus der Demokratie und Menschenrechte“ in Berlin-Prenzlauer Berg vor. Als Gesprächspartner war der polnische Botschafter Dr.Marek Prawda zu Gast.( Moderation: Basil Kerski) Der langjährige Polen-Korrespondent Reinhold Vetter hat eine Biografie des polnischen Volkshelden Lech Walesa geschrieben, das seinen Aufstieg vom Werftarbeiter bis ins höchste Staatsamt nachzeichnet und auch den heutigen „politischen Pensionär“ Walesa näher beschreibt.
Nach der ersten großen Runde seiner Tournee quer durch deutsche Lande lud Steffen Möller zu der Premiere seiner Live-Show gleich zweimal ins Kabarett-Theater „Die Wühlmäuse“ in Berlin-Charlottenburg, ein. Das erste Gastspiel gab er am 19. Juli 2010. Steffen Möller stellte sein neues Programm „Meine Expedition zu den Polen. Ein Crashkurs für Auswanderer“ vor. Für die Mitglieder und alle, die sich zum Freundeskreis unserer Gesellschaft zählen, gab es Karten im Vorverkauf zum Sonderrabatt von 25 %.
Die Hochwasser-Spendensammlung „Hilfe für Wilkow“ (Juli–September 2010) ergab einen Betrag von über 13.000 €. Der Aufruf zugunsten der Opfer des Hochwassers in der Ortschaft Wilków hatte ein großes Echo in der Berliner Öffentlichkeit gefunden. Darunter waren eine Vielzahl von kleinen Spendenbeträgen und großzügigen Einzelspenden von Privatpersonen sowie eine Großspende (1.000,- €) eines bekannten Energie-Unternehmens und eine Sammelspende von 1.250,- € der Evangelischen Kirchengemeinde einer Stadt im südlichen Brandenburg. Auch die Bezirksverordnetenversammlung von Steglitz-Zehlendorf, dem Berliner Partnerbezirk der Städte Kazimierz Dolny, Naleczow und Poniatowa, hatten zu Geldspenden für die Hochwasseropfer aufgerufen. Vertreter aller Parteien folgten diesem Appell und spendeten Einzelbeträge.
September
Die Senats-Bildungsverwaltung veranstaltete in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin in der Zeit vom 27. September bis 2. Oktober 2010 eine Fortbildungsreise nach Polen exklusiv für Lehrerinnen und Lehrer ins nördliche Polen. Besucht wurden u.a. die Städte und Stätten Thorn, Grunwald/ Tannenberg, Allenstein, Marienburg, KZ Stutthof und Danzig. Die Reise wurde von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit gefördert.
Eine Studienreise auf den Spuren von Nikolaus Kopernikus fand fast auf der gleichen Route vom 20.–25. September 2010 statt. Es wurden Wirkungsstätten des großen Astronomen in den Städten Thorn, Frauenburg und Allenstein besucht. Mit Besuchen in Danzig sowie Tages-Ausflüge zur Marienburg und nach Elbing. Diese Reise wurde in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk Sachsen der Deutschen Gesellschaft durchgeführt und von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit unterstützt.
Eine Neuauflage der im Herbst 2009 gut angenommenen polnischen Filmwoche gab es vom 2. bis 8. September 2010 im Filmtheater „Die Kurbel“ in Berlin-Charlottenburg. Unter dem Titel „Gewonnenes Land – Verlorenes Land“ wurden aus den 50er und 60er Jahren Spielfilme von Kazimierz Kutz , Krzysztof Zanussi und Jerzy Hoffman/Edward Skorzewski in der polnischen Originalversion mit englischen Untertiteln gezeigt. Außerdem gibt es an vier Tagen Vorführungen von Filmwerken des 1948 in Polanica Zdrój/Bad Altheide (Niederschlesien) geborenen Filmregisseurs Michael Majerski.
Am 30. September hatte die DPG Berlin gemeinsam mit der Zeitschrift Zitty eingeladen zur Lesung & Gespräch mit Sabrina Janesch und ihrem Roman „Katzenberge“ in die „Zitty-Leserlounge“ nach Berlin-Friedrichshain. Die 25-jährige Schriftstellerin, neues Talent am deutsch-polnischen Literaturhimmel, hatte mit ihrem Debütroman ein Buch geschrieben, dass Deutsche wie Polen, junge Leute und auch die ältere Generation auf beiden Seiten mit Interesse aufnehmen werden.
Oktober
Zu ihrem traditionellen Herbstkonzert lud der deutsch-polnische „Spotkanie“-Chor am Sonnabend, den 9. Oktober 2010 um 17 Uhr in der Markuskirche in Berlin-Steglitz ein. Gemeinsam mit dem Gesangsensemble „Perepjolotschki – Die Wachteln“ aus Berlin wurden deutsche und osteuropäische Volkslieder aufgeführt. Am 14. Oktober 2010 fand der Vortrag „Grunwald und Tannenberg – Entstehung zweier nationaler Mythen“ von Prof. Dr. Werner Benecke (Europa-Universität Viadrina) im Rathaus Charlottenburg statt. Die 600-jährige Wiederkehr der Schlacht bei Grunwald / Tannenberg, in der das vereinigte Heer der Polen und Litauer das Ritterheer des Deutschen Ritterordens im damaligen Preußen vernichtend geschlagen hatte, bedeutet noch heute in der Republik Polen eine wichtige geschichtliche Wendemarke und kann als ein Mythos der Staatswerdung der ersten polnischen Adelsrepublik gedeutet werden. Der Mythos des (deutschen) Tannenbergs verweist auf die Schlacht des deutschen kaiserlichen Heeres unter den Generälen Hindenburg/Ludendorff gegen das russische kaiserliche Heer unter General Samsonow, bei dem Ende August 1914 in der Nähe von Allenstein die Invasion des russischen Heeres in das damalige Ostpreußen abgewendet werden konnte, aber durch die Namensgebung eine Konnotation zur Schlacht von 1410 erhielt. Einen interessanten Vortrag von Viktoria Krason zu dem Thema „Danzig und Gdańsk als literarische Konstruktionen“ gab es am 1. November 2010 in der Schwartzschen Villa in Berlin-Steglitz. Sowohl die Freie Stadt Danzig als auch das heute polnische Gdańsk haben zahlreiche Schriftsteller zu poetischen Auseinandersetzungen beflügelt. Der Vortrag stellt am Beispiel der Werke von Günter Grass, Stefan Chwin und Paweł Huelle literarische Porträts der Stadt und ihrer wechselvollen Geschichte aus deutscher und polnischer Perspektive vor. Am 4. November 2010 gab es eine Lesung und Gespräch mit der in Berlin lebenden polnischen Schriftstellerin Viktoria Korb und ihrem Buch „… kein polnischer Staatsbürger“ in der Ingeborg-Drewitz-Bibliothek in Berlin-Steglitz (Moderation: Elzbieta Blumenbach) Das Buch der polnischen Autorin schildert in Form von Erinnerungen die „März-Ereignisse“, eine antisemitische Hetzkampagne der Machthaber in Polen im Jahre 1968.
November
Am 6. November 2010 sangen der Männerchor „Słowiki 60 Jana Szyrockiego“ aus Szczecin (Ltg.Grzegorz Handke) gemeinsam mit dem deutsch-polnischen Chor „Spotkanie“ (Ltg. Josef Wilkosinski) in dem Konzert „Lieder deutscher und polnischer Komponisten“ im Alten Rathaus Steglitz in Berlin-Steglitz zusammen.
Mitte November hatte Steffen Möller seine zweite Premiere in Berlin – diesmal im BKA-Theater in Berlin-Kreuzberg. Zum Anfang seiner Herbst-Tournee durch deutsche Lande lud Steffen Möller diesmal zu seiner Live-Show ins BKA-Theater nach Berlin-Kreuzberg ein. Ab 12. November 2010 stellte der in Polen und Deutschland beliebte Kabarettist in Berlin an drei aufeinander folgenden Abenden sein neues Programm „Meine Expedition zu den Polen. Ein Crashkurs für Auswanderer“ vor. Es gab wieder ermäßigte Karten für die Mitglieder und Freunde der DPG Berlin. Veranstalter: Kulturamt Steglitz-Zehlendorf in Kooperation
Die Gesellschaft für interregionalen Kulturaustausch, Badura Film und die Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin luden am 15. November 2010 zur Berlin-Premiere des Dokumentarfilms „Häuser des Herrn. Kirchengeschichten aus Niederschlesien“ ins Haus der Kirche nach Berlin-Charlottenburg ein. Mit Interviews und Hintergrundberichten erzählt der Film von der Ausweitung der Reformation in Schlesien, von der Entstehung evangelischer Gotteshäuser, von der Situation der evangelisch-augsburgischen Kirche in Polen nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gegenwart der evangelischen Gemeinden im polnischen Niederschlesien heute.
Alle Jahre wieder erfreut der deutsch-polnische Chor „Spotkanie“ mit einem Chorabend von polnischen und deutschen Advents- und Weihnachtsliedern. Diesmal fand das Konzert am 27. November 2010 in der Kapernaum-Kirche in Berlin-Wedding statt. Internet: http://www.kultur-steglitz-zehlendorf.de
Dezember
Vom 3. Dezember bis 5. Dezember 2010 fand der deutsch-polnische „Sternenmarkt – Weihnachtliche Begegnung mit Polen“ auf dem Kutschstallhof des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte am Neuen Markt in Potsdam statt. Auch die Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin war mit der Brandenburger Gesellschaft an einem gemeinsamen Stand am zweiten Advents-Wochenende vertreten.
Zu einer Lesung & Gespräch mit Uwe Rada und seinem Buch „Die Memel. Kulturgeschichte eines europäischen Stromes“ wurde am 15. Dezember 2010 in die Tilsiter Lichtspiele, Richard-Sorge-Straße 25a (ehemals Tilsiter Str.) nach Berlin-Friedrichshain eingeladen. (Moderation: Andreas Kossert) Uwe Rada hat nach seinem ersten erfolgreichen Buch über die Oder jetzt ein ebenso spannendes wie interessantes Werk über die Memel folgen lassen. Gesprächspartner ist der Osteuropa-Historiker und Ostpreußen-Spezialist Andreas Kossert. Für die musikalische Umrahmung sorgt die junge polnische Sängerin Dorota Szewczyk aus Berlin. Sie trug polnische, weißrussische, jiddische und Roma-Lieder zur Gitarre vor.
Redaktion: Christian Schröter