Auf der Mitgliederversammlung im November wurde der Vorstand verjüngt und erweitert
Zum 13. Mal in Folge wurde Christian Schröter auf der Mitliederversammlung am 10. November 2015 fast einstimmig zum Vorsitzenden gewählt. Mit der erneuten Wahl des Vorsitzenden geht die Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin in das 26. Jahr unter seiner Führung. Für Christian Schröter ein Grund, in absehbarer Zeit den Vorsitz abzugeben Auch die Stellvertretenden Vorsitzenden Ingo Schuster und Elfie Froese wurden in ihren Ämtern fast einstimmig bestätigt. Für den dritten Stellvertreter Gerhard Weiduschat, der nur noch die Funktion eines Beisitzers ausüben möchte, trat die Nachfolge Dr. Wolfram Meyer zu Uptrup an. Als zweite Frau im geschäftsführenden Vorstand übernahm für weitere zwei Jahre Lilianna Russ das verantwortungsvolle Amt der Schatzmeisterin. 13 Beisitzer/innen wurde in offener Abstimmung und mit fast einstimmigem Votum in den Gesamtvorstand gewählt. Neben bewährten Kräften, die zwei und mehr Amtsperioden dabei sind, wurden mit Agnieszka Rządca (Jg. 81) und Adrian Stadnicki (Jg. 89) zwei weitere, jüngere Beisitzer/innen neu in den Vorstand gewählt.
Die Berliner Gesellschaft konnte zum Ende des Jahres 2015 mit seinen über 300 Mitgliedern weiterhin die „Pole Position“ unter den 50 Deutsch-Polnischen Gesellschaften in Deutschland behaupten.
25 Jahre Deutsch-Polnischer Nachbarschaftsvertrag
Im kommenden Jahr feiert die deutsch-polnische Zivilgesellschaft das 25-jährige Jubiläum der Unterzeichnung des Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrages. Aus diesem Anlass sind 2016 zahlreiche Veranstaltungen geplant, die dieses Jubiläum würdigen sollen.
Es wird unter anderem auch ein deutsch-polnisches Bürgerfest am 17. Juni 2016 in der Mitte Berlins am Pariser Platz stattfinden, an diesem Tag werden sich auch die Regierungen beider Länder zu Konsultationen in Berlin treffen. [Nachtrag 09.03.2016: das Fest fällt leider aus.]
Es ist noch nicht alles in trockenen Tüchern, aber man ist zuversichtlich, dass das 25-jährige Bestehen des Partnerschaftsvertrags zwischen Polen und Deutschland gebührend gefeiert wird. Der DPG Bundesverband und seine Regionalgesellschaften bereiten sich auf dieses Ereignis jedenfalls entsprechend vor.
Was ist in den ersten drei Monaten im neuen Jahr an Veranstaltungen schon geplant?
Bereits Anfang Februar eröffnen wir als Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin mit einer Ausstellung in Berlin das Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt Wrocław, dem ehemaligen Breslau. Einen Monat lang wird die Bildersammlung „In Scherben gefallen – Assemblagen aus dem untergegangenen Breslau“ des polnischen Künstlers Jerzy Koziera in der Humboldt-Bibliothek in Tegel gezeigt. In seinen reliefartigen Werken hat der Künstler Fragmente und Relikte der deutschen und jüdischen Vergangenheit seiner Heimatstadt verarbeitet. Zur Finissage der Ausstellung Anfang März ist außerdem der Breslauer Schriftsteller Jacek Inglot zu Gast, wird sein Buch „Der Gejagte“ vorstellen und sich den Fragen des Publikums stellen.
Am Vorabend der diesjährigen ITB (Internationale Tourismusbörse vom 9.-13. März 2016) laden wir am 8. März zu einem Vortrag mit Buchvorstellung über die Kulturgeschichte der Schlösser und Adelssitze in Niederschlesien in die Niedersächsische Landesvertretung, In den Ministergärten 10 in Berlin-Mitte ein. Der Kunsthistoriker Arne Franke geht in seinem bebilderten Vortrag mit uns auf die Reise durch wunderschöne Gegenden in Niederschlesien, wie z. B. das Hirschberger Tal und das Glatzer Bergland, wo wir auf Sehenswürdigkeiten aus verschiedenen Jahrhunderten treffen.
Am 14. März wird in einem Podiumsgespräch über das Thema Die Verjagten. Flucht und Vertreibung im 20. und 21. Jahrhundert im Festsaal des Rathauses Charlottenburg diskutiert. Es ist eine gemeinsame Veranstaltung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Landesverband Berlin in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin.
Das 20. Jahrhundert wird auch als das Zeitalter der Vertreibungen bezeichnet. Durch Europa strömten bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs Wellen von Menschen, die vor ethnischen Verfolgungen flohen. In den Deportationen während des Zweiten Weltkriegs und danach wurden die Dimensionen noch größer. Seit mehreren Jahren haben sich viele Flüchtlinge außerhalb unseres Kontinents für Europa als neue Heimat entschieden und stellen die Staatengemeinschaft vor gewaltige Probleme.
Eingeladen wurden zu dieser Podium-Diskussion der Autor des Buches, der Historiker Prof. Jan Piskorski aus Szczecin sowie die beiden Historiker Prof. Dr. Jürgen Zimmerer (Uni Hamburg) und Dr. Arnd Bauerkämper (FU Berlin) Moderiert wird das Gespräch vom dem Journalisten Dr. Otto Langels vom Deutschlandfunk.
Exkursion auf einer Zisterzienserroute durch die Neumark und das polnische Westpommern
Auf eine Wochenend-Exkursion gemeinsam mit dem Verein Klosterland zu Zisterzienserklöstern jenseits der Oder geht es im nächsten Frühjahr. Das zunächst in der Oderregion angesiedelte Klosternetzwerk will sich allen ehemaligen und aktiven Klöstern, Klosterstandorten und interessierten Akteuren in Polen und Deutschland öffnen und lädt auch uns zur Mitarbeit ein. Den genauen Termin und Reiseroute geben wir Anfang des Jahres bekannt. Interessenten können sich bereits unter der u. g. Telefonnummer bzw. E-Mail-Adresse melden.
Eine Herbst-Studienreise durch Rheinland-Pfalz, ins Saarland und nach Lothringen auf den Spuren des polnischen Königs Stanisław I. Leszczyński
Zu einer 4-tägigen Studienreise im Herbst 2016 zu den Stätten des im 18. Jahrhundert nach Frankreich emigrierten polnischen Königs Stanisław I. Leszczyński und späteren Herzog von Bar/Lothringen laden wir schon jetzt ein.
Ausgangspunkt ist Neustadt an der Weinstraße. Nach einer Besichtigung des Hambacher Schlosses besuchen wird das Schloss Tschifflick bei Zweibrücken sowie den Wallfahrtsort Gräfinthal. In Lothringen besichtigen wir die Schlösser Lunéville und Commercy, den Place Stanislas sowie Notre-Dame de Bon-Secours, die Grabeskirche Leszczyńskis und seiner Frau in Nancy. Interessenten für diese Reise melden sich bitte im DPG-Büro unter: T. 713 89 213 bzw. Email: reisendpgb@gmail.com
Und noch ein Blick zurück auf die Events und Ereignisse des Jahres 2015
Mehrere Buchpräsentationen und Lesungen prägten das Veranstaltungsprogramm der Deutsch-Polnischen Gesellschaft neben anderen Angeboten wie Reisen und Konzerten.
Katarina Niewiedzial, die Pankower Integrationsbeauftragte und einzige mit polnischen Migrationshintergrund in Berlin, begrüßte am 20. März im Rathaus Pankow die Besucher der Buchpräsentation mit Peter Oliver Loew zur Geschichte der Polen in Deutschland mit den Titel „Wir Unsichtbaren“. Heute sind etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland sind Polen, sprechen Polnisch oder stammen aus Polen. Damit sind sie nach den Türken die größte Einwandergruppe. Prof. Peter Oliver Loew vom Deutschen Polen-Institut beschreibt die Geschichte dieser „unsichtbaren Minderheit“ vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Wieder ein Renner war die Buchvorstellung mit Steffen Möller und seinem neuen Buch „Viva Warszawa“, gewissermaßen eine Liebeserklärung des deutsch-polnischen Kabarettisten an die polnische Hauptstadt. Im Cafe Haberland am Bayerischen Platz in Schöneberg fand am 28. April die Berliner Buchpremiere statt – wie immer vor ausverkauftem Haus.
Eine besondere Veranstaltung war die Lesung und das anschließende Podiumsgespräch über den ergreifenden Sachbuchroman von Simone Trieder und Lars Skowronski „Zelle Nr. 18. Eine Geschichte von Mut und Freundschaft“. Es handelt von den Lebensläufen und Leidenswegen von drei Polinnen, die Opfer der verbrecherischen Nazi-Justiz im Dritten Reich geworden waren. Über 100 Zuhörer wohnten der Abendveranstaltung am 12. Mai im großen Saal des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg bei.
Eine weitere Lesung fand am 24. Juni mit Agnieszka Kowaluk in der Ingeborg-Drewitz Bibliothek in Berlin-Steglitz.statt. Sie präsentierte ihr Buch „Du bist so deutsch! Mein Leben in einem Land, das seine Tugenden nicht mag“. Auch hier ist das Publikum auf das regelmäßige Angebot von Büchern von deutsch-polnischen bzw. polnischen Autoren/Autorinnen abonniert und kommt gern zu Lesungen.
Am historischen Ort – im Betsaal des ehemaligen jüdischen Waisenhauses in Berlin-Pankow fand am 25. Juni eine Lesung des Jugendbuches „Frl. Esthers letzte Vorstellung“ mit Adam Jaromir statt. Die Handlung des Buches beruht auf tatsächlichen Geschehnissen im Warschauer Ghetto.
Nicht ganz so erfolgreich verlief diesmal das mittlerweile 4. Deutsch-Polnische Kulturfest „PoKuSa - Polnische Kultur-Saison“ vom 26.-28. Juni in Berlin-Pankow. Lag es etwa am verregneten Siebenschläfer-Wochenende oder daran, dass der Standort Pankow zu weit weg von der City war oder die innerstädtische Konkurrenz von Großveranstaltungen wie Christopher Street Day und Queen-Besuch zu groß war? Im Endergebnis war es eine Enttäuschung, aus der wir als Veranstalter die Lehre zogen, nicht mehr solche Groß-Projekte zu stemmen – auch wenn die Versuchung immer wieder groß ist!
Nochmal einen großen Auftritt hatte Steffen Möller am 4. September im Kabarett-Theater „Die Wühlmäuse“ mit seinem inzwischen zum Buch-Bestseller avancierten „Viva Warszawa“ vor rund 1.000 Fans. Da konnte der Schriftsteller Matthias Kneip mit seinem neuen Buch „111 Gründe, Polen zu lieben“ am 10. September in der Humboldt-Bibliothek in Tegel bei weitem nicht mithalten.
Seit November wird zusammen mit dem Filmtheater „BALI“ in Zehlendorf wieder eine Tradition aufgenommen. Es werden in der Reihe „Kino der Nachbarn“ einmal im Monat polnische Spielfilme im Original (mit englischen oder deutschen Untertiteln) gezeigt. (09.11.: „Das gelobte Land“ von Andrzej Wajda)
Unsere letzte gute Tat im Jahr 2015 war die Teilnahme am deutsch-polnischen Sternenmarkt auf dem Kutschstallhof in Potsdam vom 4.–6. Dezember, auf dem wir zum x-ten Mal dabei waren.