Marta Polsakiewicz: „Die vergessene Okkupation. Deutsche Truppen in Warschau 1915-1918“
Vortrag,
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12205 Berlin, Institut für Zeitgeschichte, Finckensteinallee 85/87
Ein wenig bekanntes Ereignis in den deutsch-polnischen Beziehungen im 20. Jahrhundert
Deutsche Okkupation in Warschau – das ruft fast wie von selbst die Bilder von NS-Terrorherrschaft in Polen hervor. Wir denken an den brutalen Umgang mit der polnischen und vor allem der jüdischen Bevölkerung der Hauptstadt, an die Niederschlagung des Ghetto Aufstands 1943 und des Warschauer Aufstands im Jahre 1944 mit seinen unzähligen Opfern. Das Ausmaß dieser Katastrophe hat tiefe Narben im kollektiven Gedächtnis der Polen hinterlassen und dazu geführt, dass die erste deutsche Besatzung Warschaus während des 1. Weltkriegs fast in Vergessenheit geraten ist.
Mit dieser ersten Besatzung Warschau durch deutsche Truppen beschäftigt sich die Kulturhistorikerin Marta Polsakiewicz von der Europa-Universität Viadrina in ihrem Vortrag „Die vergessene Okkupation. Deutsche Truppen in Warschau von 1915-1918“.
Bei der ersten deutschen Besatzung, die zwar auch wie jene im 2. Weltkrieg durch eine rücksichtslose wirtschaftliche Ausbeutung gekennzeichnet war, gingen die deutschen Truppen in weiten Bereichen ihrer Besatzungsherrschaft nach einem ganz anderen Muster vor und eröffneten Perspektiven, auf die die polnische Nation seit 120 Jahren gewartet hatte. Es kam zu einer Reihe nicht für möglich gehaltener Zugeständnisse in den Bereichen der Bildung, der Kultur und der städtischen Selbstverwaltung. So wurde im Schulwesen verfügt, dass alle Fächer nur noch auf Polnisch zu unterrichten waren. Die beiden wiedereröffneten Universitäten konnten den Studienbetrieb ebenfalls in Polnisch abhalten.
Veranstalter: Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte München – Berlin
Eintritt: frei
Informationen: 713 89 213, dpgberlin@t-online.de
Organizator: