Lesen, was die Nachbarn schreiben: Martyna Bunda – „Das Glück der kalten Jahre“
Diskussion & Lesung,
10117 Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Raum 2014A, Hauptgebäude, 1. OG, Unter den Linden 6
Achtung!!! Eingang zum Raum 2014A ist heute, aufgrund von Bauarbeiten an der HU, über den Seiteneingang rechts, wie zur Ausstellung „Unwetter“.
Wir laden Sie herzlich zu einer Lesung mit der polnischen Autorin Martyna Bunda ein, die zu uns nach Berlin kommt. „Das Glück der kalten Jahre“ ist eine Familiensaga über mehrere Generationen. Die Veranstaltungsreihe „Lesen, was die Nachbarn schreiben“ findet anlässlich unseres 50. Jubiläums statt.
Ob ihr Mann das Meer gesehen hat, bevor er 1932 auf der Großbaustelle der Hafenstadt Gdingen tödlich verunglückte, wird Rozela nie erfahren. Von der staatlichen Entschädigung baut sie für sich und die drei Töchter ein Steinhaus mit Doppelfenstern, im kaschubischen Dorf eine Sensation. Dort überstehen sie die Schrecken des Krieges. Als die sowjetische Armee gen Westen zieht, bietet das Haus keinen Schutz mehr. Im Keller versteckt, muss Gerta, die älteste, mit anhören, wie ihre Mutter von Soldaten vergewaltigt wird.
Aber die Maxime der Mutter lautete stets: Kopf oben behalten, egal was passiert. Dies beherzigen auch die Töchter, allen voran die leidenschaftliche, lebenshungrige Truda, Sachbearbeiterin im Schifffahrtsamt, deren Mann für Jahre im Gefängnis des Geheimdiensts verschwindet. Ilda, Motorradfahrerin, arbeitet in der Umsiedlungsbehörde und liiert sich spät – mit einem Bildhauer, der ihr seine Ehe mit einer Deutschen verschweigt. Trotz gelegentlicher Ausbrüche, Zerwürfnisse, Trennungen sind Mutter und Töchter in entscheidenden Momenten füreinander da – vier starke Frauen, die in widrigen Zeiten wie Pech und Schwefel zusammenhalten.
Martyna Bunda beherrscht die Kunst, uns die Dinge mit den Augen der Figuren sehen zu lassen. In ihrem aufsehenerregenden Debüt gelingt es ihr, eine weibliche Familiensaga zu erzählen, deren Größe aus dem vermeintlich Kleinen und Alltäglichen erwächst. Naturgemäß kommt die Weltgeschichte nur in Nebensätzen vor, während das Wiedererwachen eingefrorener Gefühle in unvergesslichen Szenen festgehalten ist.
Aus dem Polnischen von Bernhard Hartmann
Dorota Danielewicz spricht mit Martyna Bunda, der engagierten Journalistin und wichtigen Gegenwartsautorin über ihre Bücher, die Stimmung vor der Wahl und die Situation der Frauen in Polen.
Martyna Bunda, 1975 in Danzig geboren, aufgewachsen in den Kaschuben, studierte Politikwissenschaft und arbeitete viele Jahre als Journalistin. Seit 2012 leitet sie den Lokalteil einer großen polnischen Tageszeitung. Für ihre Reportagen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Das Glück der kalten Tage ist ihr literarisches Debüt. Sie ist Mutter zweier Töchter und lebt in Warschau.
Wir danken für die freundliche Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
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Wydarzenie wspierające
- 13.10. – 01.12.2023: Film, Lesung Veranstaltungsreihe: Lesen, was die Nachbarn schreiben